Politikwiss. Diss. Münster; Begutachtung: R. Robert. – Der Autor analysiert, inwieweit die Hamas, die seit ihrem Wahlsieg 2006 und der gewaltsamen Machtübernahme in Gaza 2007 Regierungsverantwortung trägt, zu pragmatischem Anpassungsverhalten fähig ist. So soll ausgelotet werden, ob sie als Partner für den nahöstlichen Friedensprozess geeignet ist. Dazu untersucht Felsch Ideologie und Strukturen der Hamas, ihr Aktivitätsspektrum und situationsangepasstes Verhalten sowie ihr Umfeld und ihre Einbindung in dieses. Die Analyse erstreckt sich nicht nur über die palästinensischen Gebiete, sondern auch auf Jordanien, den Libanon und Syrien, womit eine Lücke in der deutschen Forschungslandschaft geschlossen wird. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Jahre zwischen 1987 und 2011. Die Datenbasis bilden frei zugängliche Literatur, Beiträge zu Konferenzen sowie Experteninterviews, verwendet werden Analysebausteine der social movement theory und des Ansatzes der Ressourcenmobilisierung. In seiner Schlussfolgerung empfiehlt der Autor Israel, „die Hamas nicht ausschließlich anhand ihrer Gründungscharta zu beurteilen und mit dem global-jihadistischen Al-Qaida-Netzwerk gleichzusetzen, sondern sie als einen Akteur zu verstehen, der zu pragmatischen Kompromissen fähig ist“ (227). Der Band ist gut lesbar, bleibt aber auf dem Stand vom Frühjahr 2011 stehen und kann somit die monumentalen Umwälzungen in der arabischen Welt, die im Januar 2011 begonnen haben, nicht berücksichtigen. Dennoch handelt es sich um eine gute Einführung in Strukturen und Entscheidungsmechanismen der Hamas.