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/ 03.06.2013
Jüdisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.)

Die Macht der Bilder. Antisemitische Vorurteile und Mythen

Wien: Picus 1995; 443 S.; Ln., 54,- DM; ISBN 3-85452-275-4
Während in der Regel ein Ausstellungskatalog aus vielen Bildern und einigen erläuternden Wortbeiträgen besteht, ist es hier eher umgekehrt. Vorgelegt wurde ein umfangreiches, großformatiges wissenschaftliches Werk, dem man nur in seiner reichen Bebilderung ansieht, daß es zugleich eine Ausstellung hierzu gab. Die Autoren sind größtenteils Österreicher, und auch die Themen beziehen sich überwiegend auf die Entwicklung des Antisemitismus in Österreich. Aber zum einen ist die Übertragbarkeit auf Deutschland unbestreitbar, zum anderen sorgen Autoren wie Wolfgang Benz, Raul Hilberg, Léon Poliakov und Peter Steinbach neben anderen für den internationalen Aspekt. Dem Titel des Katalogs entsprechend gilt das Hauptaugenmerk der Tradition der Stereotypen und der Vorurteile des Antisemitismus. Darüber hinaus bleibt kaum ein Bereich moderner Antisemitismusforschung ausgespart, zu der das schön ausgestattete Buch einen in jeder Hinsicht gewichtigen Beitrag leistet. Inhalt: Julius H. Schoeps: Vorwort (9-10); Paul Grosz: "Die Macht der Bilder" (11-13); Elisabeth Klamper: Zur Ausstellung "Die Macht der Bilder - antisemitische Vorurteile und Mythen" (15-20); Hans Schwabl: Feindliches und Freundliches über das Volk der Juden im klassischen Altertum (21-29); Kurt Schubert: Gottesvolk - Teufelsvolk - Gottesvolk (30-52); Alfred Raddatz: Zur Geschichte eines christlichen Bildmotivs: Ecclesia und Synagoge (53-59); Friedrich Lotter: Aufkommen und Verbreitung von Ritualmord- und Hostienfrevelanklagen gegen Juden (60-78); Franz J. Kaupe: Das "Korneuburger Hostienwunder" (79-81); Wilhelm Kuehs: Die Vertreibung der Juden aus Wolfsberg 1338 (82-85); Willehad Paul Eckert: Der Trienter Judenprozeß und seine Folgen (86-101); Manfred Eder: "Wär besser euer Moses im Nilschlamm ersoffen..." Hintergründe, Geschichte und Ende der umstrittenen Hostienwallfahrt zur "Deggendorfer Gnad" (102-109); Ronald Grosz: Der Talmud im Feuer der Jahrhunderte (111-116); Frank Stern: "Der Ewige Jude" - Stereotype auf der europäischen Wanderung (117-121); Hannes Sulzenbacher: Shylock in Wien (122-129); Erika Weinzierl: Stereotype christlicher Judenfeindschaft (130-144); Herbert Exenberger: "Juden, braucht’s Christenblut?" Antisemitismus in Simmering 1891 (145-148); Jonny Moser: Der Antisemitismus der Deutschnationalen in Österreich (149-155); Friedrich Polleroß: "Die Erinnerung tut zu weh!" Georg Ritter von Schönerer und die Folgen (156-162); Léon Poliakov: Die Affäre Dreyfus (163-167); Sander L. Gilman: Der jüdische Körper: Gedanken zum physischen Anderssein der Juden (168-179); Christina von Braun: Antisemitische Stereotype und Sexualphantasien (180-191); Theodor Venus: Der Antisemitismus im österreichischen Pressewesen 1848-1938 (192-211); Albert Lichtblau: Macht und Tradition. Von der Judenfeindschaft zum modernen Antisemitismus (212-229); Ludger Heid: "Was der Jude glaubt ist einerlei..." Der Rassenantisemitismus in Deutschland (230-247); Jan Tabor: Der wahre Schock der westlichen Kultur. Gedanken über den jüdischen Einfluß auf die Moderne (248-252); Brigitte Hamann: Der Verein zur Abwehr des Antisemitismus (253-263); Béla Rásky: Plagiierte Höllendialoge. Die Fälschungs- und Wirkungsgeschichte der "Protokolle der Weisen von Zion" (264-271); Susanne Böck: "Kühl bis ans Herz hinan"? Das ambivalente Verhältnis der österreichischen Sozialdemokratie zu den Juden 1880-1950 (272-283); Leopold Spira: Antisemitismus in der KPÖ (284-289); Arnold Paucker: Zur Abwehr des Antisemitismus in Deutschland in den Jahren 1893 bis 1933 - Jüdischer Widerstand 1933 bis 1945 (290-304); Peter Steinbach: Der deutsche Widerstand und die Judenverfolgung (305-320); Heinrich Gallhuber: Die Verwaltung der Rechtlosigkeit. Anmerkungen zu Grundlagen, Wesen und Gestaltung des NS-Sonderrechts gegen Juden (321-332); Brigitte Bailer: "Alle haben gleich gelitten"? Antisemitismus in der Auseinandersetzung um die sogenannte "Wiedergutmachung" (333-345); Wolfgang Neugebauer: Antisemitismus und Rechtsextremismus nach 1945: alte Stereotype - neue Propagandamuster (346-359); Brigitte Bailer: Die sogenannte "Auschwitz-Lüge" - neue Ausdrucksform für althergebrachten Antisemitismus (360-365); Wolfgang Benz: Antisemitische Stereotype in Deutschland (366-372); Ruth Wodak: "Ich habe viele jüdische Freunde, aber ...": Antisemitismus als Rechtfertigungsdiskurs (373-381); John Bunzl: Über das Dilemma der Israelkritik (382-388); Franz König: Das II. Vatikanische Konzil und das Verhältnis von Juden und Christen (389-395); Reinhold Stecher: Anmerkungen zur "Macht der Bilder" (396-397); Frank Stern: Der geschönte Judenfleck: Antisemitismus als Philosemitismus (398-402); Raul Hilberg: Die Holocaustforschung heute. Probleme und Perspektiven (403-409); Rita Koch: Die Macht der Manipulation und der ewige Kampf um die Wahrheit (410-418).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.232.352.4 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Jüdisches Museum der Stadt Wien (Hrsg.): Die Macht der Bilder. Wien: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1288-die-macht-der-bilder_1422, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1422 Rezension drucken
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