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/ 21.06.2013
Trautl Brandstaller

Die neue Macht der Frauen. Sieg der Emanzipation oder Krise der männlichen Eliten?

Wien/Graz/Klagenfurt: Styria Verlag 2007; 207 S.; hardc., 24,90 €; ISBN 978-3-222-13223-0
Die Kernfrage von Brandstaller, ob die neue Macht der Frauen als Sieg der Emanzipation oder eher als Krise der Männlichkeit zu werten ist, wird von ihr in mehreren Schritten betrachtet und bis zuletzt nicht endgültig entschieden. Nach einigen Kapiteln historischer Rückblicke auf die Anfänge und andauernden Kämpfe der Frauenbewegung(en) in nationalen wie internationalen Kontexten sind es vor allem die (Berufs-)Biografien der Politikerinnen Merkel, Royal und Clinton, die Brandstaller exemplarisch heranzieht, um der Eingangsfrage nachzugehen. Die Ergebnisse dieser quasi Drei-Länder-Studie sind wenig verblüffend: Überall dort, wo die drei Politikerinnen tatsächlich nach der Macht griffen, begann sich ein politischer wie medialer Kessel an Klischees, Vorurteilen und Verleumdungen aufzutun, bezogen auf die drei Frauen und das weibliche Geschlecht allgemein. Die Autorin führt dies vor allem auf eine Verunsicherung traditioneller Rollenbilder zurück, hinterfragt wurde die natürlich behauptete öffentlich-politische Vormacht von Männern. Brandstaller macht jedoch deutlich, dass dieser Machtgewinn von (wenigen) Frauen noch lange kein Garant für eine friedfertigere oder humanere Politik ist. Im Gegenteil: Diese gerne Frauen zugeordneten biologistischen Werte und Rollenvorstellungen haben – wie die Beispiele Merkel, Royal und Clinton zeigen – außerhalb medialer (überstrapazierter) Inszenierungen wenig mit der Realität gemein. Brandstaller fordert daher einen vorurteils- und diskriminierungsfreien neuen Gesellschaftsvertrag zwischen den Geschlechtern, der nicht länger zwischen Frauen- und Männerdomänen unterscheidet und stattdessen beide Geschlechter – gemäß ihrer individuellen Qualifikation – an gesellschaftlicher und politischer Macht teilhaben lässt. Nur so kann auch der Anspruch auf eine demokratische Gesellschaft eingelöst werden, indem beide Geschlechter gleichberechtigt an Gestaltungs- und Entscheidungsstrukturen beteiligt werden. Das Buch ist dank der vielfältigen Bebilderung und des fließenden journalistischen Stils eine kurzweilige und interessante Lektüre.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.222.22.272.612.642.3 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Trautl Brandstaller: Die neue Macht der Frauen. Wien/Graz/Klagenfurt: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28292-die-neue-macht-der-frauen_33302, veröffentlicht am 28.03.2008. Buch-Nr.: 33302 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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