/ 03.06.2013
Jean-Christophe Rufin
Die neuen Barbaren. Der Nord-Süd-Konflikt nach dem Ende des Kalten Krieges. Mit einem Geleitwort von Adolf Muschg. Aus dem Französischen von Joachim Meinert
München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1996; 270 S.; 19,90 DM; ISBN 3-423-30534-7Rufins Beitrag zur Debatte über die Bedingungen einer "neuen Weltordnung" nach dem Ende des Kalten Krieges geht von einer Geschichtsreflexion aus: Nach der Zerstörung Karthagos habe die Römische Republik mit dem letzten Konkurrenten in der Auseinandersetzung um die Vormacht in der antiken Welt ihr "natürliches" Feindbild verloren. Das Selbstverständnis des danach entstehenden Römischen (Welt-)Reiches habe deshalb eines künstlichen Feindbildes bedurft, demgegenüber sich das Reich als positive Vorstellung der zivilisierten Ordnung profilieren konnte. Die "Barbaren" als Sinnbild der Bedrohung durch das Fremde und der "Limes" als (ideologische) Abgrenzung der römischen Zivilisation gegen die "Barbaren" werden vom Autor als historische Paradigmen für eine sich seit 1989 abzeichnende Neuorientierung des politischen Denkens in Europa und Nordamerika eingeführt, welche den "demokratisch-zivilisierten Norden" gegen den "unbegreiflichen und unbeherrschbaren Süden" abzuschotten versucht.
Michael Hein (HN)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
Rubrizierung: 4.44 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Michael Hein, Rezension zu: Jean-Christophe Rufin: Die neuen Barbaren. München: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1436-die-neuen-barbaren_1623, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 1623
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
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