Politikwiss. Diss. Frankfurt; Gutachter: H. Müller. - Die Hauptthese dieser Untersuchung überrascht auf den ersten Blick, nämlich "dass das Prinzip der nuklearen Abschreckung auch nach dem Ende des Ost-West-Konflikts bedeutsam geblieben ist" (10). Die Autorin analysiert, inwieweit es Frankreich und Großbritannien gelang, sich in den 90er-Jahren dem international gestiegenen Druck zu entziehen, einer verbindlichen nuklearen Abrüstung zuzustimmen, auch wenn Paris und London zu einzelnen abrüstungspolitischen Zugeständnissen prinzipiell bereit waren. Ursächlich dafür sieht sie die "ideationalen" Hintergründe der Nuklearwaffenpolitik der beiden Staaten, d. h. die Wirkung von Weltbildern, Ideen und Normen auf die politischen Positionen der handelnden Akteure. Damit grenzt sich die Autorin von etablierten Erklärungsmustern ab - dem Neorealismus, dem Neoinstitutionalismus und der liberalen Theorie -, bei denen sie erhebliche Erklärungsdefizite in der Frage von Kontinuität und Wandel der französischen und britischen Nuklearwaffenpolitik sieht. Sie folgt mit ihrer Analyse konstruktivistischen Ansätzen in den Theorien der Internationalen Beziehungen und versucht, zwei Fragen dieser Theorieschule miteinander zu verknüpfen, nämlich zum einen, wie diese "ideationalen" Determinanten der Außen- und Sicherheitspolitik entstehen, und zum zweiten, ob und wie diese auf den politischen Entscheidungsprozess gewirkt haben.