Politikwiss. Diss. München; Gutachter: M. Mommsen. - Mit der 1986 von außen angefachten Diskussion um die Tätigkeit des damaligen Bundespräsidenten Waldheim in der Wehrmacht vollzog sich ein Wandel in der österreichischen Öffentlichkeit. Die bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend ausgeblendete Rolle Österreichs im Zweiten Weltkrieg stand nun zur Debatte. Die Autorin untersucht diesen Wandlungsprozess der österreichischen nationalen Identität. In der Einleitung behandelt sie begriffliche Grundlagen und legt die Methode der Diskursanalyse im Rahmen eines konstruktivistischen Ansatzes offen. Im ersten Abschnitt stellt Frölich-Steffen dann das Auf und Ab der österreichischen Identität seit dem 18. Jahrhundert dar. Der zweite Teil ist dem eigentlichen Thema gewidmet: dem Wandel der österreichischen Identität zwischen 1986 und dem Boykott Österreichs in der EU wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ (2001). Thematisiert werden Fragen des nationalen Gedächtnisses, der Außenpolitik und der EU-Mitgliedschaft. Die Autorin interessiert sich dabei insbesondere für die äußeren Einflüssen auf den Wandel, für die Mechanismen und die Wortführer des Wandels sowie für die Inhalte. Trotz des Wandels bleibt eine kulturell, sportlich und landschaftlich orientierte nationale Identität ungebrochen, ergänzt um ein eher rudimentäres Europabewusstsein: „Die Insel der Seligen" gibt es nicht mehr, dafür aber das ‚Herzland' in Europa." (249)