Diss. Philosophisch-Historische Fakultät der Universität Heidelberg; Erstgutachter: M. G. Schmidt. - Die Arbeit ist das Ergebnis eines Teilprojektes des internationalen Forschungsprojekt-Verbundes zu dem Thema "Staatstätigkeit in kulturell verwandten Nationen". Die Autorin analysiert, welche Faktoren es der Schweiz, Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1973 und 1989 ermöglichten, trotz niedriger Inflationsrate die Arbeitslosenquote relativ niedrig zu halten. Der Schwerpunkt ihrer Untersuchung ist - im Gegensatz zu vielen anderen Arbeiten der Arbeitsmarktforschung - die Analyse des Arbeitsangebotes, nicht der Arbeitsnachfrage. Rhein-Kress kommt zu dem Ergebnis, daß die Verringerung des Arbeitsangebotes ein wesentlicher Grund für die relativ geringe Arbeitslosigkeit der genannten Länder ist. In der Tradition neuerer politikwissenschaftlicher Arbeitsmarktforschung stehend erklärt sie dieses Phänomen nicht (nur) durch ökonomische Bedingungen, sondern auch durch politisch-institutionelle und sozio-kulturelle Faktoren. Ansatzpunkt ist die Überlegung, daß es Bevölkerungsgruppen gibt, die über eine gesellschaftlich anerkannte und ökonomisch (wenigstens bis zu einem gewissen Grad) abgesicherte Alternative zum Eintritt in das Erwerbsleben verfügen. Eine solche Alternative ist beispielsweise bei Frauen die ausschließliche Übernahme der Hausarbeit und Kindererziehung. Die Autorin zeigt, wie es insbesondere durch direkte, aktive politische Steuerung sowie durch indirekte Auswirkungen anderer politischer Entscheidungen, wohlfahrtsstaatliche Prinzipien sowie Werte und Normen der Bevölkerung gelang, Jugendliche, ausländische Arbeitskräfte, ältere Arbeitnehmer sowie insbesondere Frauen aus dem Erwerbsleben herauszudrängen oder diesen den Zugang dazu zu erschweren bzw. unmöglich zu machen. Die Verringerung des Arbeitsangebotes sei zwar kurzfristig ein effektives Instrument zur Reduktion der Arbeitslosenzahlen, so ein weiteres Ergebnis der Autorin, langfristig müßten jedoch andere Strategien und Instrumente eingesetzt werden, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Außerdem fordert sie eine stärkere Berücksichtigung des Aspektes des Arbeitsangebotes in der wissenschaftlichen Forschung.