/ 04.06.2013
Gabriele Heinen
Die Rüstungskontrollpolitik Belgiens. Sicherheitspolitische Interessenwahrnehmung eines Kleinstaates im Zwiespalt zwischen Allianzverpflichtungen und nationalen Belangen
Münster: Lit 1997 (Studien für Friedensforschung 12); VI, 466 S.; 59,80 DM; ISBN 3-8258-3427-1Diss. Gießen. - Die Autorin beabsichtigt, eine Forschungslücke zu schließen: Aufgrund der Dominanz machttheoretisch orientierter Erklärungsansätze, welche Kleinstaaten quasi keine Möglichkeiten zugestehen, sicherheitspolitisch Einfluß zu nehmen, seien in der Rüstungskontrollforschung bislang im allgemeinen Groß- und Mittelmächte untersucht worden (1).
"Als Untersuchungsgegenstand wurde Belgien ausgewählt, da dieses Land in seiner Nachkriegsgeschichte immer wieder gezeigt hat, daß auch ein Kleinstaat Einfluß auf sicherheitspolitisch relevante Entscheidungen nehmen kann." (2) Das Anliegen der Studie ist es, herauszufinden inwieweit Belgien bereit und fähig ist, auf internationale sicherheitspolitische Entwicklungen Einfluß zu nehmen und welche Faktoren dabei die Wahl seiner Handlungsstrategie bestimmen. Das Thema der Rüstungskontrolle wurde ausgewählt, weil es "immer auch allgemeine sicherheitspolitische Vorstellungen widerspiegelt" (3). In der Untersuchung werden Fallbeispiele berücksichtigt, die rüstungskontrollpolitisch relevant sind. Der Untersuchungszeitraum reicht vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Mitte der 90er Jahre, um den Wandel von sicherheitspolitischen Konzepten und Handlungsstrategien erfassen zu können. Der Autorin geht es besonders darum, zu zeigen, daß sicherheitspolitische Handlungsmuster genauso durch innenpolitische Faktoren und die politische Kultur eines Landes geprägt werden wie durch außenpolitische Determinanten (3). Insofern lautet die Fragestellung der Arbeit - in Abgrenzung zu den Argumentationen des Realismus: "[I]n welchem Zusammenhang stehen auf nationaler Ebene formulierte Interessen und die Bereitschaft, als Akteur auf sicherheitspolitische Entscheidungen auf internationaler Ebene Einfluß zu nehmen?" (4) Die äußerst umfassende Studie geht hinsichtlich ihres Forschungsdesigns auf alle relevanten Fragen ein.
Inhaltsübersicht: II. Belgische Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Mitte der 70er Jahre: 1. Rahmenbedingungen der belgischen Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik bis Mitte der 70er Jahre; 2. Entspannung und Abrüstung: Leitmotive belgischer Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik; 3. Innenpolitische Diskussion und Entscheidungsfindungsprozeß bis Mitte der 70er Jahre. III. Belgische Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik ab Mitte der 70er Jahre: 1. Rahmenbedingungen belgischer Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik ab Mitte der 70er Jahre; 2. Der Wandel des sicherheitspolitischen Rollenverständnisses und seine Auswirkungen auf die belgische Rüstungskontrollpolitik; 3. Die Rolle des Parlaments bei Stationierungsbeschlüssen der belgischen Regierung. IV. Belgische Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik ab 1989: 1. Der Wandel internationaler Rahmenbedingungen ab 1989: Das Ende des Ost-West-Konflikts; 2. Innenpolitische Rahmenbedingungen belgischer Sicherheitspolitik ab 1989; 3. Konzeptionelle Vorstellungen über die zukünftige Gestaltung belgischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik; 4. Belgiens sicherheitspolitisches Engagement außerhalb des NATO-Vertragsgebietes; 5. Die belgische Rüstungskontrollpolitik der 90er Jahre. V. Resümee: 1. Handlungsinteresse; 2. Handlungsmöglichkeiten; 3. Handlungsbereitschaft; 4. Der Stellenwert von Sicherheits- und Rüstungskontrollpolitik in der Hierarchie der Politikfelder.
Petra Beckmann-Schulz (Bm)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.61 | 4.22
Empfohlene Zitierweise: Petra Beckmann-Schulz, Rezension zu: Gabriele Heinen: Die Rüstungskontrollpolitik Belgiens. Münster: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4482-die-ruestungskontrollpolitik-belgiens_6291, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 6291
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Dr., Politikwissenschaftlerin.
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