/ 03.06.2013
Ingo Juchler
Die Studentenbewegungen in den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland der sechziger Jahre. Eine Untersuchung hinsichtlich ihrer Beeinflussung durch Befreiungsbewegungen und -theorien aus der Dritten Welt
Berlin: Duncker & Humblot 1996 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 88); 459 S.; 118,- DM; ISBN 3-428-08556-6Politikwiss. Diss. Marburg; Erstgutachter: H. K. Rupp. - Als Zeitzeuge mag man melancholisch-kopfschüttelnd auf die Studentenbewegungen der sechziger Jahre zurückblicken - als damals Geborener betrachtet man sie eher verwundert und neugierig, wie ein ausgestorbenes Tier aus einer anderen Zeit. Der Autor untersucht - streckenweise in der Manier eines Historikers - Faktoren für die Entstehung und Radikalisierung der Bewegungen. Der Einfluß von nationalen Befreiungsbewegungen und -theorien der Dritten Welt ist nach Juchler bezüglich der amerikanischen Bewegungen bisher kaum, in bundesdeutscher Perspektive überhaupt nicht bearbeitet worden. Dabei wurden die amerikanischen und bundesdeutschen Studentenverbände (v. a. Students for a Democratic Society, Sozialistischer Deutscher Studentenbund) "in ihrer politisch-theoretischen Ausrichtung wie auch in ihrer Praxis von den revolutionären Veränderungen in der Dritten Welt wesentlich geprägt" (16). Einbezogen werden Einflüsse durch die Umbrüche in Afrika, Asien und Lateinamerika. "Mit der Ablehnung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung in West und Ost durch die Intellektuellen der Neuen Linken einher ging deren politisch-ideologische Orientierung an der jungen kubanischen Revolution." (385) Der durch die welthistorische Situation, insbesondere durch den Vietnam-Krieg motivierte politische Wille zum Eingreifen in die politischen Auseinandersetzungen "fand in dem von Ernesto Che Guevara und Régis Debray proklamierten politischen Voluntarismus ein ansprechendes Ideologem" (398).
Inhaltsübersicht: 1. Die Entwicklung der studentischen Protestbewegung in den Vereinigten Staaten in den frühen sechziger Jahren; 2. Die Auswirkung der Eskalation des Vietnamkonflikts auf die Entwicklung der studentischen Protestbewegungen; 3. Die Radikalisierung der Studentenbewegungen: "Vom Protest zum Widerstand"; 4. Das revolutionäre Selbstverständnis der Studentenbewegungen; 5. Spaltung und Niedergang des amerikanischen und des bundesdeutschen SDS; Schlußbetrachtung.
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Ingo Juchler: Die Studentenbewegungen in den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland der sechziger Jahre. Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1154-die-studentenbewegungen-in-den-vereinigten-staaten-und-der-bundesrepublik-deutschland-der-sechziger-jahre_1165, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1165
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M. A., Politikwissenschaftler.
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