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/ 04.06.2013
Christian Stifter

Die Wiederaufrüstung Österreichs. Die geheime Remilitarisierung der westlichen Besatzungszonen 1945-1955

Innsbruck/Wien: Studien Verlag 1997 (Wiener Zeitgeschichte-Studien 1); 262 S.; 40,80 DM; ISBN 3-7065-1176-2
Anders als in der Bundesrepublik begann die Wiederaufrüstung Österreichs praktisch nicht erst 1955 mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages, sondern schon 1945, kaum daß die Kämpfe zwischen Wehrmachttruppen und alliierten Verbänden in Österreich beendet waren. Schon im April 1945 wurden ehemalige österreichische Wehrmachtoffiziere insgeheim mit der Remilitarisierung des Landes beauftragt. Zwar ist das Heeresamt - auf gemeinsamen Druck der alliierten Besatzer - schon zum Jahresende 1945 wieder aufgelöst worden, allerdings veränderte sich die Haltung vor allem der westlichen Alliierten sehr rasch mit der zunehmenden Spannung zwischen den USA und der UdSSR. Konnte die Aufrüstung nicht offiziell über die Aufstellung militärischer Verbände abgewickelt werden, so wählte man ähnlich wie in der DDR den Umweg über paramilitärische Einheiten der Polizei, die als "B-Gendarmerie" getauft und vor allem mit amerikanischer Hilfe ausgerüstet und trainiert wurde. Schließlich bildeten die Einheiten der B–Gendarmerie die Keimzelle des österreichischen Bundesheeres. Stifter möchte die Legende von der Wiederbewaffnung nach 1955 als solche entlarven. Dies gelingt ihm in knapper, angenehm lesbarer Form, wobei er neben der Institutionengeschichte vor allem auch den Protagonisten der österreichischen Wiederaufrüstung nach 1945 auf der Spur bleibt. Der Autor zeigt die Bemühungen der Westintegration, die aber verbunden mit einer Aufrüstung wahrscheinlich zu einer Teilung des Landes nach deutschem Muster geführt hätte, und damit schließlich in die Neutralität mündete. Inhaltsübersicht: 1. Österreich in der Nachkriegsplanung der Alliierten – Die Kriegsziele Entmilitarisierung und Entnazifizierung; 2. Die Zweite Republik - Ein sicherheitspolitischer Neubeginn?; 3. Österreichs Wiederaufrüstungspläne im Windschatten Alliierter Konfrontationspolitik 1946/47; 4. "Key Area Austria" - Militarisierung der Nachkriegspolitik; 5. Vom "Containment" zum "Roll Back": Remilitarisierung im Kontext geheimer US-Planungsszenarien; 6. Westösterreich als Militärbasis der Westmächte; 7. Neutralität oder militärisches Bündnis?
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.44.22 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Christian Stifter: Die Wiederaufrüstung Österreichs. Innsbruck/Wien: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4438-die-wiederaufruestung-oesterreichs_6237, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6237 Rezension drucken
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