Die wenigsten assoziieren Städte wie Wien, Graz oder Linz mit der 68er-Bewegung. Somit verwundert es nicht, wenn die Autoren konstatieren, daß für das Jahr 1968 ganze zwei Bestandsaufnahmen in Buchform veröffentlicht wurden, "die der Tragweite der damaligen Ereignisse gerecht werden" (9). Politische Themenbereiche wie z. B. die Ausbeutung der Dritten Welt, die Abrüstungsfrage, die Emanzipation der Frauen, Atomenergie und Ökologie wurden von den Aktivisten der 68er-Bewegung in Österreich ebenso diskutiert wie in anderen Ländern. Interessant ist der Vergleich zwischen Österreich und Deutschland in bezug auf Protestformen, -ziele und Reaktionen auf die Bewegung, auch oder gerade weil in Österreich die Uhren anders liefen als z. B. in den USA, in Frankreich oder Deutschland. Im Gegensatz zu Deutschland war die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Österreich kein Thema der Studentenbewegung (149), auch fehlt bei den Grünen Österreichs das 68er-Element fast zur Gänze (198 f.). "Überhaupt keine Einschnitte stellte die Studentenbewegung in der österreichischen bildenden Kunst dar." (120) Leider bleibt der Leser bei der Interpretation der Unterschiede wie auch bei der Analyse der Ursachen und Inhalte der Protestbewegung weitestgehend alleingelassen und muß sich damit begnügen, daß die verschiedenen Aktionen um das Jahr 1968 samt dem medialen Echo geschildert, aber kaum aufgearbeitet werden, obwohl es dem Titel nach um die heutigen Auswirkungen gehen soll. In einem kurzem Kapitel "Was blieb von '68?" gehen die Autoren nur kurz im Lichte der Ziele der 68er auf die heutige Situation Österreichs ein, doch hat es fast den Anschein, daß sie dieser Zeit nachhängen. "Mit der Aufgabe des staatlichen Wirtschaftssektors hat die europäische Politik dieses Feld dem Spiel der Marktkräfte überlassen." "Und was für einen 68er am schlimmsten sein muß: Diese Entwicklung passiert praktisch ohne Einspruch von links!" (214)