„Waren Eliten [in Deutschland] lange Zeit verpönt, hat es jetzt den Anschein, als ob sie nun – ganz im Gegensatz zur Vergangenheit – zu Hoffnungsträgern und Schlüsselakteuren der zu bewältigenden gesellschaftlichen Umbruchverhältnisse aufsteigen“ (8), schreibt Wiesendahl und nimmt dies zum Anlass, die Rolle von und Anforderungen an Eliten im Zuge gesellschaftlichen Wandels zu beleuchten. Der Prämisse folgend, dass Eliten eine wichtige Verantwortung in politischen und ökonomischen Reformprozessen zukommt, untersuchen die Autoren die Defizite und Potenziale der politischen Klasse bei der Sozialstaatsreform, der Militärelite bei der Transformation der Bundeswehr sowie der wirtschaftlichen Führungseliten bei Unternehmensreformen. Die Entwicklungen in Deutschland bilden mit sechs von neun Beiträgen den Schwerpunkt des Bandes. Darüber hinaus wird am Beispiel Russlands die These vertreten, dass ein erfolgreicher Systemwechsel eine Neuformierung von Eliten bzw. die Umerziehung der alten Führungsgruppen voraussetzt. Mit Bezug auf die aktuelle deutsche Diskussion um Eliteschulen geht es in einem weiteren Beitrag in international vergleichender Perspektive um die Rekrutierung von Eliten. Abschließend finden sich grundsätzliche Ausführungen über den Elitenbegriff und die Notwendigkeit der Weiterentwicklung von der Funktionselite zu einer dem Gemeinwohl verpflichteten Verantwortungselite. Begründet wird dies mit den „unübersehbaren Qualifikations-, Integritäts- und Vertrauensdefiziten unter den herrschenden Funktionseliten vor allem in der Wirtschaft und der Politik“ (28). Der Band ist das Ergebnis einer Tagung an der Führungsakademie der Bundeswehr vom Juni 2006.