Aus der Perspektive der Konstitutionenökonomik untersucht Adamovich die Verfassungsgenese in zehn Staaten Osteuropas nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Neben den Inhalten der Verfassungsdokumente stellt er die Rahmenbedingungen ihrer Entstehung ausführlich dar. Demnach haben zwischen Regierungsmehrheit und Opposition insgesamt konsensuelle Verfahren der Verfassungsgebung überwogen. Dies führt der Autor vornehmlich auf den kompromissförderlichen Zeitdruck, auf die Unsicherheit der Akteure bezüglich der zukünftigen Machtkonstellationen und auf ihre fehlenden Ausstiegsoptionen zurück. Entschieden wendet er sich gegen die etwa von Elster formulierte These eines „constitutional moment“, also einer aus der besonderen Situation geborenen, am Gemeinwohl orientierten, somit quasi interesselosen Verfassungsgebung. Stattdessen hätten sich die Verfassungsväter und -mütter weitgehend von ihren spezifischen (Macht-)Interessen leiten lassen und seien vor allem auf den eigenen Vorteil bedacht gewesen. Während diese Erkenntnis aus politikwissenschaftlicher Sicht eher trivial anmutet, bietet die Arbeit insgesamt eine gelungene Klassifikation und Interpretation der Verfassungsgebung in Mittel- und Südosteuropa. Es wird überzeugend nachgewiesen, dass die (vielerorts und immer selektiv praktizierte) Übernahme westlicher Regeln nicht für die normative Kraft der neuen Verfassung bürgt - und umgekehrt die osteuropäische Verfassungsgebung wegen ihrer Spezifika keine auf andere politische Systeme/Kulturen übertragbare Erkenntnisse liefert.