"Seit den sechziger Jahren konzentrierte sich die theorieorientierte Forschung zur brasilianischen Politik auf die kausale Erklärung der beiden Hauptzäsuren dieser Periode, des Putsches von 1964 und der Redemokratisierung von 1985." (16) Unter den drei hauptsächlichen Erklärungsansätzen, die entweder die Diskontinuitäten betonen oder die Entwicklungen in die Tradition eines lateinamerikanischen Autoritarismus einordnen oder schließlich die Bedeutung lediglich des autoritären Vargas-Regimes hervorheben, will Hentschke die dritte Variante untermauern. Seine Studie zeichnet sich durch ihre fundierte historische, soziologische und politikwissenschaftliche Analyse aus. Die Entwicklung Brasiliens von 1930 bis 1945 wird in den größeren Kontext der lateinamerikanischen Geschichte eingeordnet. Die inneren Entwicklungstendenzen der "Entwicklungs- und Erziehungsdiktatur" (467) werden aus diachron-vergleichender Perspektive in ihrer wirtschafts- wie sozialstrukturellen Bedingtheit überzeugend dargestellt. Dadurch geraten die Kontinuitäten zu den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Problemen des größten südamerikanischen Staats deutlich ins Blickfeld. Aus dem Inhalt: 2. Sozioökonomische und politische Entwicklung Brasiliens in den zwanziger Jahren: Die Entstehungsbedingungen der Herrschaftskrise zu Ende der Alten Republik; 3. Partizipationskrise und Gegenmachtbildung in den zwanziger Jahren – Zu den soziopolitischen Akteuren der "Revolution von 1930"; 4. Die politics der Vargas Ära 1930-1942/45. Das "Revolutions"regime unter dem Druck der Wirtschaftskrise und der ungelösten Partizipationskrise; 6. Polity und policy des Estado Novo. Die Installation einer Entwicklungsdiktatur.