/ 11.06.2013
Roman Pfefferle / Nadja Schmidt / Gerd Valchars (Hrsg.)
Europa als Prozess. 15 Jahre Europäische Union und Österreich. Festschrift für Peter Gerlich
Wien/Berlin: Lit 2010 (Austria: Forschung und Wissenschaft. Politikwissenschaft 7); 245 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-50134-9Der Buchtitel deutet bereits an, dass die Autoren die EU als dynamischen, jedoch nicht notwendigerweise einem einzigen Ziel verpflichteten Zusammenschluss verstehen. So betrachtet Heinrich Neisser die EU auf dem Weg zu einem integrationsbestimmenden Parlamentarismus. Das politische System der EU werde durch den ständigen Kompetenzzuwachs des Europäischen Parlaments, aber auch durch die verstärkte Integration der nationalen Parlamente in die Entscheidungsprozesse der EU parlamentarisiert.
Neisser sieht, wie es auch der Vertrag von Lissabon postuliert, eine Integrationsverantwortung der nationalen Parlamente in Verbindung mit der Notwendigkeit, auch föderalstaatlichen Parlamenten der Bundesländer durch eine Aufwertung ihrer Kompetenzen die Mitarbeit am politischen Prozess der EU zu ermöglichen. Besonders seien jedoch die Kommunikationsprozesse der nationalen Parlamente zu verbessern: Sie sollten den Bürgern europapolitische Fragen und Anliegen besser vermitteln.
Heinz Fischer beschäftigt sich in seinem noch vor der Ratifizierung des Vertrags von Lissabon eingereichten Beitrag mit der Weiterentwicklung der Europäischen Union aus österreichischer Sicht. Er verteidigt die prozessuale Sichtweise Europas und erklärt, dass die Balance zwischen wirtschafts- und sozialpolitischem Engagement der EU zu Recht gerügt werden kann. Dennoch bleibe die politische Zusammenarbeit innerhalb der EU die einzige Möglichkeit, um die Interessen Österreichs auch weiterhin weltweit erfolgreich zu vertreten. Die Entwicklung der EU werde nur dann erfolgreich bleiben, wenn sie auf die Vielfalt der historischen und kulturellen Identitäten ihrer Mitglieder aufbauen könne.
Der Band vereint, breit gefächert, Beiträge zu Themen, die sich unter dem Dach Europa als Prozess subsumieren lassen. Die Konzentration auf das Verhältnis zwischen der EU und Österreich macht diesen Band zu einem guten Einstieg in das Verständnis und Selbstverständnis Österreichs als Mitglied in der Europäischen Union.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 1.3 | 2.4 | 3.1 | 2.22 | 2.21 | 2.63
Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Roman Pfefferle / Nadja Schmidt / Gerd Valchars (Hrsg.): Europa als Prozess. Wien/Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9681-europa-als-prozess_39788, veröffentlicht am 01.03.2011.
Buch-Nr.: 39788
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Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
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