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/ 17.06.2013
Klaus J. Bade

Europa und die Migration am Ende des 20. Jahrhunderts. Akademievorlesung gehalten am 4. Juli 2000

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000 (Berichte aus den Sitzungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e. V., Hamburg; Jg. 18, 5); 34 S.; 7,90 €; ISBN 3-525-86307-1
Bade skizziert zunächst die Entwicklung der Migration und die Einbürgerungspraxis in Westeuropa zwischen 1950 und 1990. Seit Mitte der Achtziger verdichteten sich, so der Autor, "in den politischen und publizistischen Diskursen auffällige Differenzen zwischen der Realität und den ihre Wahrnehmung bestimmenden Beschreibungen" (10) gegenüber Migrationsprozessen und Migranten. Neben einer diffusen Angst vor den Fremden aus dem "Süden" wurde seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes nun auch eine Furcht vor Migranten aus dem "Osten" spürbar. Gleichzeitig haben die Staaten der Europäischen Union ihre Asyl- und Einwanderungsrechte massiv eingeschränkt, was zur Entstehung der Metapher von der "Festung Europa" führte. Im Wesentlichen bilden nur der Familiennachzug, privilegierte (postkoloniale) Migrationsbeziehungen, Arbeitswanderungen, das - restriktiv gehandhabte - Asylrecht und eine Anerkennung als Flüchtling die vier verbliebenen Optionen regulärer, oftmals zeitlich begrenzter Migration in die EU-Staaten. Diese Entwicklung habe zu einer Stärkung irregulärer und illegaler Migration beigetragen. Bade erinnert zugleich daran, dass etwa zur illegalen Ausländerbeschäftigung "mithin immer zwei gehören - ein Arbeitnehmer, der illegal ist und ein Arbeitgeber, der illegal handelt" (21). Bade empfiehlt eine international koordinierte Bekämpfung der Schleuserkriminalität, die Ausarbeitung und Umsetzung eines europäischen Migrationskonzepts, sowie eine Ursachenbekämpfung durch "entwicklungsorientierte Migrationspolitik oder migrationsorientierte Entwicklungspolitik" (28 f.) in den Herkunftsländern, um eine der wichtigsten Zukunftsfragen für Europa zu bewältigen. Inhalt: I. Einwanderungskontinent Europa; II. Die Konstruktion des Fremden: Bilder und Politik; III. Die Angst vor dem Süden; IV. Die Angst vor dem Osten; V. Die "Festung Europa" und die legale Migration; VI. Formen illegaler Zuwanderung und irregulärer Beschäftigung in Europa; VII. Pfade illegaler Migration nach Europa; VIII. Folgerungen und Forderungen.
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.42 Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Klaus J. Bade: Europa und die Migration am Ende des 20. Jahrhunderts. Göttingen: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15194-europa-und-die-migration-am-ende-des-20-jahrhunderts_17270, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17270 Rezension drucken
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