Miegel stellt das Dogma infrage, wonach mit mehr Wachstum immer auch ein Zugewinn an Wohlstand verbunden ist. Weil Wirtschaftswachstum um jeden Preis langfristig unseren Wohlstand gefährde, sei ein Umdenken dringend nötig. In seiner derzeitigen Form überlaste das Wirtschaften gleichermaßen Mensch und Umwelt. In weiten Teilen des Buches konzentriert sich Miegel auf die Untermauerung dieser These. Dabei kommen Externalitäten ebenso zur Sprache wie Übertreibungen an den Finanzmärkten, Probleme bei der Wohlstandsmessung, Migrationsströme und Alterung. Mitunter wird dabei der Bezug zum Thema unklar, etwa wenn es um die „unmündige Gesellschaft“ (140) geht, die sich auf zahlreiche Ratgeber und Trainer stütze. Miegel beklagt zwar vieles, doch den Weg zum „Exit“ deutet er nur an: „Wohlstand heißt nicht, viel zu haben, sondern wenig zu benötigen“ (172). Die Bürger sollten zumindest teilweise selbstständig arbeiten; es müssten neue Formen immaterieller Anerkennung gefunden werden; Preise müssten die wahre Knappheit von Gütern spiegeln; an die Stelle sozialstaatlicher Hilfen sollte zunehmend bürgerliches Engagement treten. Und natürlich fordert Miegel eine qualitativ bessere Bildung. Der Autor rührt längst nicht mehr an einem Tabu. Sowohl in der Diagnose als auch in der vorgeschlagenen Therapie findet sich daher viel Bekanntes. Da er auf ein schwieriges politik- und wirtschaftswissenschaftliches Vokabular verzichtet, hat Miegel allerdings die Chance, ein breites Publikum für ein Umdenken zu sensibilisieren.