/ 04.06.2013
Oswald Panagl (Hrsg.)
Fahnenwörter der Politik. Kontinuitäten und Brüche
Wien/Köln/Graz: Böhlau Verlag 1998 (Studien zu Politik und Verwaltung 59); 352 S.; brosch., 68,- DM; ISBN 3-205-98867-1Der Band geht auf die erste Tagung der Arbeitsgemeinschaft "Sprache und Öffentlichkeit" zurück, die sich 1995 innerhalb der Österreichischen Forschungsgemeinschaft gründete. Die interdisziplinäre Tagung fand im Dezember 1996 in Salzburg statt. Die Aufsätze geben die Tagungsvorträge wieder. Der Begriff der Fahnenwörter ist dabei denkbar weit zu verstehen: "Hinter dieser Chiffre verbargen sich auch andere Spielarten des markierten öffentlichen Wortgebrauchs: Schlüsselvokabeln, Kampfbegriffe, Stigmawörter - also negativ umgepolte Fahnenwörter aus der Sicht des politischen Gegners -, aber ebenso Euphemismen, die verfängliche Sachverhalte und bedenkliche Aspekte der Realität verschleiern, entschärfen und beschönigen helfen." (7) Der Bezug auf Österreich ist dabei unverkennbar; dennoch erschöpfen sich die Beiträge keinesfalls in der Beschreibung und Analyse spezifisch österreichischer Entwicklungen. Vielmehr finden sich eine Vielzahl von generellen Entwicklungen der politischen Sprache wie auch methodische Überlegungen, die sich durchaus auch auf andere Länder übertragen lassen. Den Abschluß bildet ein Literaturverzeichnis mit Titeln zu den in den Aufsätzen behandelten Themen.
Inhalt: Linguistische Theorie und gesellschaftliche Praxis: Oswald Panagl: "Fahnenwörter", Leitvokabeln, Kampfbegriffe: Versuch einer terminologischen Klärung (13-21); Bernhard Pelzl: Bildersprechen. Anmerkungen zur politischen Kommunikation in einer fragmentierten Gesellschaft (23-31); Manfred B. Sellner: Schlagzeile / Überschrift - Eine kontrastive Studie zur aktuellen Metaphorik von Großformat und Boulevard (33-54); Viktor Hermann: Worthülsen und Vernebelungstaktik in der Sprache der Politiker (55-59). Österreich von der Monarchie zur Republik: Markus E. Haider: Von Deutsch-Österreich zur österreichischen Nation. Zur terminologischen Klärung des Differenzierungsprozesses zwischen "deutsch" und "österreichisch" (63-82); Reinhard Farkas: "Fahnenwechsel". Wandel und Ausprägungen antiliberaler Ideologeme und Begriffsfelder bei Hermann Bahr (83-100); Horst Stürmer: "Unser eigenes Haus als deutsche Nation". Politische Metaphorik nach dem 1. Weltkrieg in Österreich (101-123). Fahnenwörter der Nachkriegszeit: Wolfgang Bergsdorf: Von Adenauer bis Kohl: Fahnenwörter im Spannungsfeld der deutschen Politik (127-137); Susanne Marten-Finnis: Leerstellen und Störstellen: Der postkommunistische Diskurs in Mitteleuropa (139-149); Josef Kopperschmidt: Der politische Kampf ums Heißen. Nur ein Beispiel für symbolische Politik? (151-167); Herbert Dachs: Wahlkampfkommunikation in der Zweiten Republik. Kontinuitäten und Brüche (169-182). Der aktuelle politische Diskurs: Identität, Solidarität und Moral: Bernhard Kettemann / Isabel Landsiedler: Rhetorik in den Fernsehdiskussionen zur Nationalratswahl 1995 (185-200); Franz Januschek: Populistische Sprache und der politische Diskurs der Gegenwart (201-216); Martin Reisigl: "50 Jahre Zweite Republik". Zur diskursiven Konstruktion der österreichischen Identität in politischen Gedenkreden (217-251); Paul M. Zulehner: Solidarität - Dimensionen des kulturellen Grundverständnisses (253-259); Helmut Schreiner: Demokratisierte Moral - moralisierte Demokratie: ein Weg mit Zukunft? (261-282); Gesa Siebert-Ott: Europa: mehrsprachig oder sprachlos? Über den sprachlichen Umgang mit Multilingualität und Multikulturalität bei einheimischen und "fremden" Kindern und seine Folgen (283-313).
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.4 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Oswald Panagl (Hrsg.): Fahnenwörter der Politik. Wien/Köln/Graz: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5609-fahnenwoerter-der-politik_7312, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7312
Rezension drucken
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
CC-BY-NC-SA