/ 17.06.2013
Volker Skierka
Fidel Castro. Eine Biographie
Berlin: Kindler Verlag 2001; 544 S.; 3. Aufl.; geb., 24,90 €; ISBN 3-463-40399-4Wie kaum ein politischer Führer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Fidel Castro das öffentliche Urteil über seine Person polarisiert und damit einen unverstellten Blick auf ihn als politische Persönlichkeit erschwert. Während seine Anhänger in ihm eine Mischung aus dem kubanischen Nationalhelden José Marti, Robin Hood, Garibaldi und Jesus Christus sehen, betrachten ihn seine politischen Gegner als Personifikation des Bösen. Die Person vom Mythos Castro zu trennen, ist das Anliegen dieses Buches, das der ehemalige Lateinamerika-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung verfasst hat. Dies gelingt ihm hervorragend, weil er ohne die häufig in Kuba-Büchern anzutreffende Sozialismus-Romantik die Fehler Castros und die Probleme der kubanischen Revolution untersucht: die partisanenhafte Arbeitsweise in der ersten Phase nach der Revolution, den wirtschaftspolitischen Dilettantismus, den autoritären Führungsstil und den ideologischen Dogmatismus. Zudem räumt Skierka auf breiter Quellenbasis, u. a. unter Nutzung früher nicht zugänglicher DDR-Akten, mit verbreiteten Klischees auf, etwa der Annahme, Kuba sei jederzeit ein treuer Vasall Moskaus gewesen. Denn trotz der ideologischen Nähe und einzelnen politischen Übereinstimmungen, z. B. in der Frage des sowjetischen Einmarsches in die Tschechoslowakei 1968, habe es sich bei den sowjetisch-kubanischen Beziehungen immer um eine Vernunftehe gehandelt. Schließlich thematisiert Skierka angesichts des hohen Alters des kubanischen Führers auch die Frage nach der Zukunft des Karibikstaates. Deutlich wird hier, wie offen Castro die Frage seiner Nachfolge gehalten hat und welche Probleme Kuba aus diesem Grund nach seinem Tod zu erwarten hat.
Inhalt: 1. Der Heldenmythos; 2. Der junge Fidel; 3. Der junge Revolutionär; 4. Der junge Sieger; 5. Alte Feinde, neue Freunde; 6. Der lange Marsch mit Che; 7. Schlechte Zeiten, gute Zeiten; 8. Allein gegen alle; 9. Der ewige Revolutionär; 10. Don Quijote und die Geschichte.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.65 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Volker Skierka: Fidel Castro. Berlin: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14926-fidel-castro_16933, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 16933
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
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