/ 03.06.2013
Gisela Burckhardt
Frauen im städtischen informellen Sektor in Rwanda
Hamburg: Institut für Afrika-Kunde 1995 (Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde 47); 225 S.; 30,- DM; ISBN 3-928049-32-1Diss. Berlin. - In nahezu allen sogenannten Entwicklungsländern dient der informelle Sektor als Überlebensraum für die vom offiziellen Arbeitsmarkt ausgeschlossene Bevölkerung. Der Anteil der Frauen ist hier besonders hoch. Während sich die meisten Studien zum informellen Sektor auf wirtschaftliche Faktoren wie Nutzbarmachung für die nationale Ökonomie, Effizienzsteigerung u. ä. konzentrieren, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage nach den erforderlichen Kompetenzen rwandischer Frauen im informellen Sektor, nach deren Erwerb und wie diese verändert bzw. gestärkt werden können. Die Autorin unterscheidet zwischen fachlich-technischen, äußeren sozialen und inneren sozialen Kompetenzen. Während die nach außen gerichteten sozialen Kompetenzen (Flexibilität, Toleranz, Kommunikationsfähigkeit) durch das auf das Gemeinwohl ausgerichtete traditionelle Erziehungssystem stark ausgeprägt sind, werden die nach innen gerichteten Kompetenzen (Kreativität, Mut, Selbstbewußtsein, Motivation) kaum gefördert. Gerade letzteren wird aber für eine erfolgreiche Tätigkeit im informellen Sektor ein hoher Stellenwert beigemessen - so das Ergebnis der 1991 in Kigali durchgeführten Befragung von rwandischen Kleinunternehmerinnen.
Auf diesem Ergebnis aufbauend unterzieht die Autorin entwicklungspolitische Förderungsansätze für Beschäftigte im informellen Sektor einer kritischen Analyse und zeigt, daß die bislang durchgeführten Maßnahmen (in der Regel Vermittlung von technischem und kaufmännischem Know-how) - sofern sie Frauen überhaupt einbeziehen - nicht auf die Bedürfnisse der im informellen Sektor beschäftigten Frauen ausgerichtet sind.
Mit dieser Arbeit werden Ergebnisse aus früheren Studien zur Frauenarbeit im informellen Sektor (in Afrika) weitgehend bestätigt. Die Autorin spricht sich für einen mehrdimensionalen Förderungsansatz aus, der an den gesellschaftlich strukturell bedingten Problemen der Frauen ansetzt.
Aus dem Inhalt: I. Grundlagen und Rahmen: 1. Methodische Vorüberlegungen; 2. Der informelle Sektor; 3. Abriß von Geschichte, Politik und Wirtschaftsstruktur Rwandas; 4. Die Stellung der Frau in der rwandischen Gesellschaft. II. Faktoren für die Herausbildung von Kompetenzen; III. Der Erwerb von Kompetenzen während Kindheit und Jugend; IV. Die Lage der Frauen im städtischen informellen Sektor Rwandas; V. Kritische Analyse bestehender Förderungsansätze für Beschäftigte im informellen Sektor.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.27 | 2.262 | 4.44 | 4.5
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Gisela Burckhardt: Frauen im städtischen informellen Sektor in Rwanda Hamburg: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1531-frauen-im-staedtischen-informellen-sektor-in-rwanda_1744, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1744
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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