Das Buch bietet zweierlei: Im ersten Teil berichtet Naumann über die sicherheitspolitischen Entwicklungen der letzten 15 Jahre. Als Stabsabteilungsleiter im Führungsstab der Streitkräfte, zuständig für Militärpolitik, hat Naumann den deutschen Einigungsprozess begleitet; er war beratend befasst mit der deutschen Rolle im zweiten Golfkrieg. Als Generalinspekteur ab 1991 und dann ab 1996 als Vorsitzender des NATO-Militärausschusses - und damit als höchster Soldat der Allianz - war er mit den Problemen der NATO-Osterweiterung, den Problemen mit der neuen strategischen Ausrichtung des westlichen Bündnisses konfrontiert, zum Ende seiner Dienstzeit musste er sich mit dem ersten Krieg der NATO beschäftigen. Im zweiten Teil entwickelt Naumann seine Perspektive hinsichtlich einer zukünftigen Sicherheitspolitik und ihren Determinanten und setzt sich u. a. mit der Frage der Wehrpflicht auseinander. Naumann schildert seine Eindrücke sehr unmittelbar und hält sich mit Bewertungen nicht zurück. So beschreibt er etwa seinen Dissens mit dem Auswärtigen Amt über die deutsche Rolle im sogenannten "Golfkrieg", benennt die taktischen Fehler des AA, die wiederum zu unnötigen Reibungen mit den USA führten. Gerade diese Offenheit macht den Wert von Naumanns Darstellung aus und hebt sich gleichzeitig von den Halbwissenden auf dem Gebiet der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik wohltuend ab.