/ 22.06.2013
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)/ / Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)/ / Bonn International Center for Conversion (BICC)/ / Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)/ / Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) (Hrsg.)
Friedensgutachten 2011. Hrsg. von Margret Johannsen, Bruno Schoch, Corinna Hauswedell, Tobias Debiel und Christiane Fröhlich
Berlin: Lit 2011; 391 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-643-11136-4Im 25. Jahr seines Erscheinens liegt der Schwerpunkt des Friedensgutachtens der fünf großen Friedensforschungsinstitute in Deutschland auf der Krise in Europa. Die Autorinnen und Autoren befassen sich dabei nicht nur mit der Euro- und Finanzkrise der Union, sondern legen ihr Augenmerk auch auf Themen wie Migrationspolitik und Fremdenfeindlichkeit. Zur Rolle der Bundesrepublik in der künftigen Entwicklung der EU mahnen die Herausgeber an: „Deutschland muss zur Schrittmacherrolle für ein geeintes Europa zurückfinden“ (11), die es in den vergangenen Jahren etwa aufgrund populistischer Parteierwägungen eingebüßt habe. Ein wiedererstarktes Engagement für die EU-Integration umfasse wirtschaftliche und finanzielle Solidarität zwischen den EU-Staaten ebenso wie eine Stärkung des Europäischen Parlaments und die Anerkennung der multikulturellen Realität in den EU-Staaten. In den Beiträgen zum Schwerpunktthema wird auch die Außenpolitik der EU unter die Lupe genommen. Die Herausgeber kritisieren vor allem die mangelnde aktive Diplomatie der Bundesrepublik und den „diplomatischen Dilettantismus“ (13) der EU gegenüber Libyen und anderen Krisenregionen sowie den Waffenexport an autoritäre Regime. Im dritten Kapitel befassen sich die Autoren mit der internationalen Interventionspolitik. Die Bilanz der UN-Blauhelmeinsätze fällt wie erwartet ernüchternd aus; einem „Comeback von UN-Friedensmissionen“ stehen „nur bescheidene Erfolge“ (23) gegenüber, wofür vor allem unklare Mandatierungen, Verzögerungen der Entsendung von Blauhelmen und fehlendes Engagement der westlichen Entsendestaaten für die UN-Friedenssicherung verantwortlich gemacht werden. Insgesamt plädieren die Autoren für eine stärkere Rückbesinnung auf zivile Mittel wie Recht, Sanktionen und Krisenprävention. Im vierten Kapitel werden Fragen der künftigen Ausrichtung von NATO und Bundeswehr erörtert. Die eindeutige Kritik betrifft die Tendenz beider Organisationen, ihr Aufgabenfeld und ihr Sicherheitsverständnis zu überdehnen und dabei die zentrale Rolle der UNO in einem Konzept der gemeinsamen Sicherheit aus den Augen zu verlieren. Vorangestellt sind diesem Friedensgutachten drei Beiträge, die aus aktuellem Anlass den Umbrüchen in der arabischen Welt gewidmet sind. Ihr wichtigster Hinweis betrifft die „Mitverantwortung Europas“ (6) – nicht nur in Bezug auf vergangene Komplizenschaft mit repressiven Regimen im Mittelmeerraum, sondern auch im Hinblick auf die künftige Entwicklung der „hoffnungsvollen Aufbruchsbewegungen“ (4).
Berit Bliesemann de Guevara (BB)
Dr., Dipl.-Pol., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.22 | 2.324 | 2.61 | 2.63 | 2.65 | 2.67 | 2.68 | 3.5 | 3.6 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Berit Bliesemann de Guevara, Rezension zu: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)/ / Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)/ / Bonn International Center for Conversion (BICC)/ / Institut für Entwicklung und Frieden (INEF)/ / Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) (Hrsg.): Friedensgutachten 2011. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33975-friedensgutachten-2011_40718, veröffentlicht am 15.09.2011. Buch-Nr.: 40718 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenDr., Dipl.-Pol., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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