Görtemaker präsentiert eine westdeutsche Geschichte; die Geschichte der DDR "wird jedenfalls nur in dem Maße einbezogen, in dem sie für die Entwicklung der Bundesrepublik von Bedeutung war" (12), und die ist angesichts der deutsch-deutschen Beziehungen sehr vielfältig. Die Darstellung gliedert sich chronologisch in sieben Teile, wobei Görtemaker für jeden Teil einen innen- wie außenpolitischen Schwerpunkt legt. Der Themenkanon reicht von der klassischen Diplomatiegeschichte hinüber zur traditionellen Innenpolitik, die sich vornehmlich in der Auseinandersetzung zwischen Regierungsparteien und Opposition abspielt, und endet schließlich bei der Darstellung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen, die einen breiten Raum einnehmen. Diese Innenansichten der Bundesrepublik heben sich positiv von den gängigen Gesamtdarstellungen ab, sie weisen gerade in der Gesellschaftsgeschichte Defizite auf. Insgesamt liefert Görtemaker eine angenehm lesbare Analyse, verbunden mit der wichtigsten Literatur und einem nicht überfrachteten Anmerkungsapparat. Inhaltsübersicht: I. Die Gründung der Bonner Republik: 1. Interregnum: Neubeginn oder Restauration?; 2. Das Grundgesetz; 3. "Im Anfang war Adenauer". II. Wirtschaft und Gesellschaft: 1. Das gelungene Wagnis der Marktwirtschaft; 2. Die Entstehung der Mittelstandsgesellschaft; 3. Die "skeptische Generation". III. Wiederaufleben der Kultur: 1. Schuldfrage und Neuorientierung; 2. Kulturelle Neuansätze; 3. Kulturelle Restauration. IV. Entscheidung für den Westen: 1. Adenauers Politik der Westintegration; 2. Das Ende der Ära Adenauer; 3. Die Kanzlerschaft Erhards; 4. Die Große Koalition. V. Umgründung der Republik: 1. Aufbruch und Veränderung; 2. Neue Ostpolitik und Entspannung; 3. Tendenzwende. VI. Zeitgeist im Wandel: 1. Die postindustrielle Gesellschaft; 2. Neue soziale Bewegungen; 3. Kultur zwischen Engagement und Selbstbezogenheit. VII. Einheit und Neubeginn: 1. Rückkehr der Union an die Macht; 2. Der Zusammenbruch der DDR; 3. Der Weg zur Einheit; 4. Kärrnerarbeit und neue Perspektiven.