/ 19.06.2013
Erna Appelt (Hrsg.)
Gleichstellungspolitik in Österreich. Eine kritische Bilanz
Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2009 (Demokratie im 21. Jahrhundert 5); 240 S.; 28,90 €; ISBN 978-3-7065-1857-4Während in den nordischen Staaten „Gleichstellungspolitik im Mainstream angekommen ist, zählt Österreich zu jenen Ländern, in denen Gleichstellungspolitik mit einer Familienpolitik konkurriert, die dem traditionellen Geschlechterarrangement trotz aller Modernisierung verpflichtet bleibt“ (7), schreibt die Innsbrucker Professorin für politikwissenschaftliche Geschlechterforschung. In Österreich sei der politische Reflex zu beobachten, wonach frauenpolitische Maßnahmen immer mit einer Stärkung der Familien einhergehen müssten. Es gebe viele familienpolitische Maßnahmen, die das Zuhausebleiben der Mütter forcierten, sodass die Frauen in Österreich tendenziell eher bei ihren Kindern blieben. In den nordischen Ländern hingegen würden berufstätige Eltern (Mütter und Väter) auf sehr viel größere Akzeptanz stoßen und außerhäusliche Erziehung als etwas Positives ansehen. Allerdings habe sich in Österreich in diesem Politikbereich in den letzten Jahren aufgrund der europäischen Integration ein Wandel vollzogen. In diesem Band wird ein sehr guter Überblick über die österreichische Gleichstellungspolitik, ihre Institutionalisierung sowie über politische Instrumente und Maßnahmen gegeben. Die 26 Autorinnen setzen sich mit den strukturellen Voraussetzungen und den politischen Strategien in diesem Politikbereich auseinander. Es wird eine Fülle von Aspekten zur Gleichstellungspolitik angesprochen, wie etwa zur Familienpolitik, zur Situation in den Betrieben, in der Schule, an der Universität oder im kulturellen Sektor. Insgesamt habe die Gleichstellungspolitik den Rechtsstatus von Frauen erheblich verbessert. Einerseits werde Gleichstellung als selbstverständlich betrachtet, aber andererseits spreche die Arbeitsteilung in der Familie eine ganz andere Sprache. Es sei bisher nicht gelungen, die anhaltende Persistenz der strukturellen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu beenden. Das auf der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung basierende hierarchische Geschlechterverhältnis habe keine „strukturelle Transformation“ (38) erfahren.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.27
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Erna Appelt (Hrsg.): Gleichstellungspolitik in Österreich. Innsbruck/Wien/Bozen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21388-gleichstellungspolitik-in-oesterreich_24962, veröffentlicht am 17.02.2010.
Buch-Nr.: 24962
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
CC-BY-NC-SA