Kulturhist. Diss. Hamburg; Gutachter: J. Jensen, D. Dracklé. - Besteht ein systematischer Zusammenhang zwischen der Verbreitung paradigmatischer wirtschaftspolitischer Ansichten und den durch die Globalisierung hervorgerufenen Veränderungsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft? Welche tatsächlichen Auswirkungen hatte zum Beispiel der so genannte „Konsens von Washington“ auf die Wirtschaftspolitik in den lateinamerikanischen Staaten? Basierend auf umfangreichen, in der Karibik durchgeführten Feldstudien plädiert Martin, derzeit Fellow am Center for Public Leadership der Harvard University, für eine neue Sozialtheorie, die er „interpretive political economy“ nennt und die in der Tradition der Arbeiten von Michel Foucault und Thomas Kuhn steht. Um das Phänomen Globalisierung verstehen zu können, müssten sowohl materiale als auch symbolische Faktoren sowie deren dialektische Interaktion analysiert werden. Nicht die stilisierten Fingerübungen mit unrealistischen Gleichgewichtsmodellen der Neoklassik, sondern die intensive theoretische Reflexion realer sozialer Phänomene führten uns zu einem Verständnis der Ursachen und der Verläufe von Globalisierungsprozessen. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung ökonomischen Denkens und wirtschaftspolitischen Handelns, insbesondere in Lateinamerika, ist Gegenstand des ersten Teils. In den folgenden Kapiteln untersucht der Autor in zwei Fallstudien das wirtschaftspolitische Denken und Verhalten von Akteuren in der Dominikanischen Republik und in Kuba. Martin legt ein komplexes und anspruchsvolles Werk vor, welches durch die originelle Kombination von Theorieelementen aus der Anthropologie, der Soziologie und der Ökonomik neue Einsichten in die Entstehung und Verfestigung spezifischer ökonomischer und politischer Denkmuster und Verhaltensweisen ermöglicht.