Die Beziehungen zwischen Österreich und Israel sind ähnlich wie die deutsch-israelischen nie "normale" zwischenstaatliche Beziehungen gewesen. Der Schatten der nationalsozialistischen Vergangenheit lastete auch auf Österreich, obwohl die politische Elite und breite Bevölkerungsschichten nur allzu gerne an die These von der Opferrolle Österreichs als erstem Staat, der Hitler-Deutschland zum Opfer fiel, glaubten. Die Autorinnen sprechen hier sogar von einem "Gründungsmythos der Zweiten Republik" (14). Das Täter-Opfer-Verhältnis ist deshalb zumindest im Selbstverständnis vieler Akteure nie so eindeutig gewesen wie in Deutschland. Vor diesem von zahlreichen Ambivalenzen gekennzeichneten Hintergrund haben die beiden Autorinnen erstmals eine Gesamtdarstellung der politischen, diplomatischen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Israel von den Anfängen bis zur Gegenwart verfaßt. Die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen werden weitgehend ausgeklammert. Neben der Entwicklung der bilateralen Beziehungen analysieren die Autorinnen insbesondere wichtige Konflikte und Krisen wie z. B. die Waldheim-Affäre. Dabei werden die gegenseitigen Wahrnehmungen und Einstellungen im Verlauf der Jahre herausgearbeitet. Embacher und Reiter kommen zu dem Schluß, daß das jeweilige Geschichts- und Selbstverständnis in den beiden Ländern die bilateralen Beziehungen stark geprägt hat. Im Falle Österreichs berührten Konflikte mit Israel auch zentrale politische Ereignisse der eigenen Nachkriegsgeschichte und lassen damit Rückschlüsse auf die Befindlichkeiten der Zweiten Republik zu.