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/ 05.06.2013
Christian Suter

Gute und schlechte Regimes. Staat und Politik Lateinamerikas zwischen globaler Ökonomie und nationaler Gesellschaft

Frankfurt a. M.: Vervuert Verlag 1999 (Editionen der Iberoamericana: Serie C, Geschichte und Gesellschaft 4); 493 S.; 88,- DM; ISBN 3-89354-872-6
Politikwiss. Habilitationsschrift Zürich. - Die Arbeit stellt das Ergebnis mehrerer Forschungsprojekte dar. Dementsprechend wirkt der Theorierahmen bisweilen etwas konstruiert. So werden die Herrschaftstechniken wie z. B. Populismus, Klientelismus, aber auch politische Repression erörtert. Danach folgen die Ausführungen zu Institutionen der Interessenartikulation, also: Parteien, Verbände und Soziale Bewegungen. Anschließend analysiert der Autor die Grundlagen des Regimewandels und verschiedene Regimetypen. Das alles vor dem Hintergrund einer zeitlichen und räumlichen Betrachtung enormen Ausmaßes. Suter blickt auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung des lateinamerikanischen Kontinents des gesamten 20. Jahrhunderts zurück. Es geht ihm darum, generalisierbare Aussagen zu Staat und Politik in der Region zu treffen. Wie entwickelt sich der Staat nun? Zumindest eine Herrschaftstechnik wird nach Suters Befund weiterhin praktiziert: der Populismus. Damit widerlegt er die These von dessen Ende. Männer wie Fujimori in Peru würden den Populismus mit politischer Repression für sich und ihre Clans erfolgreich praktizieren. Die Ausweitung des Wahlrechts von einem Zensuswahlrecht hin zu einem allgemeinen Wahlrecht scheint nicht wirklich neu zu sein. Dass das Schlusslicht Brasilien erst 1985 das Wahlrecht für Analphabeten einführte, ist vielleicht etwas spektakulärer. Konfrontiert mit einigen interessanten Thesen, beispielsweise ob Wirtschaftwachstum positiv mit Demokratie korreliert, erhält der Leser zwar Informationen über neuere Theorieansätze, es fehlt jedoch eine zugespitzte eigene These des Autors. Die Art wie Suter dabei methodologisch vorgeht, ist sicherlich kreativ. Er konstruiert anhand des Freedom House Index verschiedene Idealtypen von Regimen und stellt einen Mehrebenenvergleich an. Dabei erarbeitet er sowohl einen umfangreichen regime- als auch einen länder- und fallspezifischen Datenbestand. Wie bereits formuliert, ist die Fülle des dargestellten Materials nicht immer leserorientiert aufbereitet, sodass die Lektüre insgesamt etwas anstrengt. Aus dem Inhalt: 2. Herrschaftstechniken: 2.2 Klientelismus; 2.3 Korporatismus; 2.4 Populismus; 2.5 Politische Religion; 2.6 Staatliche Gewalt und Repression. 3. Institutionen der Interessenartikulation: 3.1 Politische Parteien; 3.3 Interessenverbände; 3.4 Soziale Bewegungen. 4. Politische Regimes und Regimewandel: 4.2 Konzept und Typologie. Strukturelle Eigenschaften unterschiedlicher Regimeformen; 4.3 Strukturelle Eigenschaften der verschiedenen Regimetypen; 4.4 Die Evolution politischer Regimes: Das Beispiel des reformistischen Militärregimes von Valesco in Peru; 4.5 Komparative empirische Untersuchungen zu Struktur und Wandel politischer Regimes im 20. Jahrhundert. 5. Formale Demokratie und Menschenrechte: 5.2 Über die Demokratie in Lateinamerika im 20. Jahrhundert; 5.3 Demokratie und Autoritarismus: die konzeptionelle Debatte; 5.4 Zur Messung von formaler Demokratie und Menschenrechten; 5.5 Die Frage der Dimensionalität von Demokratie; 5.6 Valididät der Menschenrechts- und Demokratiemaße; 5.7 Formale Demokratie und Menschenrechte im Zeitverlauf; 5.8 Demokratie, Weltwirtschaft und Entwicklung. 6. Staatsreform als Staatsaufgabe: Mexikos und Costa Ricas Strukturanpassungspolitik im Vergleich: 6.2 Vom importsubstituierenden zum exportgeleiteten Entwicklungsmodell: Strukturanpassung als Reformprojekt; 6.3 Mexiko: Strukturanpassung ohne Entwicklung - marktwirtschaftliche Reformpolitik, soziale Destabilisierung und Regimezerfall; 6.4 Costa Rica: Politische Kontinuität trotz Strukturanpassung. 7. Schlussbetrachtung: 7.2 Methodische Folgerungen: Validität von Demokratie- und Menschenrechtsindikatoren; 7.3 Inhaltliche Ergebnisse und theoretische Folgerungen; 7.4 Lateinamerika auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert.
Bernhard Stelzl (BhS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.652.212.2622.2 Empfohlene Zitierweise: Bernhard Stelzl, Rezension zu: Christian Suter: Gute und schlechte Regimes. Frankfurt a. M.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8283-gute-und-schlechte-regimes_10914, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10914 Rezension drucken
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