/ 20.06.2013
Mahmood Mamdani
Guter Moslem, böser Moslem. Amerika und die Wurzeln des Terrors. Aus dem Englischen übersetzt von Sophia Deeg
Hamburg: Edition Nautilus 2006; 319 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-89401-475-9Der Terroranschlag vom 11. September 2001 sei das Ergebnis einer Allianz, die aus dem Ruder gelaufen sei und damit in erster Linie als Hypothek des Kalten Krieges zu verstehen, schreibt der in New York lehrende Politikwissenschaftler Mamdani. Mit dieser Interpretation gibt er die Richtung seines Buches vor, das er als interpretierenden Essay verstanden wissen will. Der Westen habe seit den Kreuzzügen die Moslems als Feinde auserkoren, so der Tenor im ersten Teil, der islamische Fundamentalismus sei die Reaktion auf eine erzwungene säkulare Moderne. Die Unterscheidung von „gut“ und „böse“ aber sei als ein Akt der Selbstgerechtigkeit vom damaligen US-Präsident Reagan eingeführt worden. Mamdanis erstes Fazit lautet, dass der Terrorismus keine notwendige Folge religiöser Einstellungen sei, sondern aus einer bestimmten politischen Konstellation hervorgehe. In den weiteren Kapiteln analysiert er die Bestrebungen der US-Regierung und der CIA, den Kalten Krieg mit zum Teil illegalen Mitteln zu gewinnen. Dazu gehören die Finanzierung von Stellvertreterkriegen durch den Drogenhandel, der Einsatz von Söldnern im Kongo und der Iran-Contra-Skandal. Eine Schlüsselfunktion für die weitere Entwicklung weist Mamdani dem Krieg in Afghanistan zu. Es sei der CIA zu verdanken, dass der Widerstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht als internationaler Dschihad ausgerufen und geführt worden sei. Mamdani interpretiert diese meist bekannten Fakten ausschließlich mit Blick auf die Verantwortung der USA. Was dagegen fehlt, ist eine kritische Reflexion über die islamische Welt, ihre politische Kultur und ihre Spielräume für selbstbestimmtes Handeln. Geradezu verständnisvoll stellt Mamdani fest: „Wir müssen den Selbstmordattentäter zunächst und vor allem als eine Art Soldaten begreifen.“ (239) Es folgt eine Gleichsetzung der vormaligen US-amerikanischen Unterstützung des südafrikanischen Apartheidregimes mit der heutigen für Israel – womit Mamdani letztlich dann doch nur die bekannten antiamerikanischen und antiisraelischen Feindbilder abgearbeitet hat.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 4.41 | 2.25 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Mahmood Mamdani: Guter Moslem, böser Moslem. Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25486-guter-moslem-boeser-moslem_29560, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 29560
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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