Diss. Duisburg; Erstgutachter: D. Danckwerts. - Wie kommt die Integration von Gesellschaftsmitgliedern in einen politischen Ordnungsverband zustande? Wodurch wird das Konzept "Nation" strukturierendes Moment gesellschaftlicher Beziehungen? Um auf diese grundsätzlichen Fragen eine Antwort zu finden, untersucht Geier zunächst, warum sich die Idee der "Nation" als Legitimationsgrundlage politischer Herrschaft eignet und wie ein dementsprechendes Konzept einer "Nation" strukturiert sein muß, damit es als hegemoniales Prinzip auf den verschiedenen Ebenen einer gesellschaftlichen Ordnung wirken kann. Dazu entwickelt Geier ein theoretisches Konzept, wodurch die Verhältnisse zwischen Staat, Zivilgesellschaft und politischer Gesellschaft beschrieben werden können. Dieser Theorierahmen steckt die zentralen Zusammenhänge einer hegemonialen Ordnung ab. Darauf aufbauend werden die Entstehungsbedingungen und die wichtigsten Voraussetzungen des Konzepts "Nation" und seine politische Wirkung beleuchtet sowie unterschiedliche Konstruktionsmodelle dargestellt. Am Ende der Untersuchung dieser Prinzipien als Faktor zur Etablierung und Stabilisierung eines Nationalstaats werden die Funktionsleistungen der "Nation" im gesellschaftlichen Modernisierungsprozeß analysiert und die Frage aufgeworfen, inwieweit der Bezug auf Begriffe wie "Volk" oder "Nation" als legitimatorische Grundlage politischer Herrschaft im Widerspruch zu demokratischen Prinzipien steht - auch wenn dem Konzept der Nation immer auch ein emanzipatorischer Anspruch innewohnt. So wird mit Geiers Untersuchung ein Beitrag dazu geleistet, "'Nation' nicht weiter als etwas 'Ursprüngliches' oder 'Naturwüchsiges' zu betrachten. Erst wenn 'Nation' als im historischen Prozeß konstruierte und sich konstituierende Einheit verstanden wird und der kontingente Charakter von 'Nation' offensichtlich wird, besteht die Möglichkeit, andere Formen der Bindung an einen politischen Ordnungsverband zu diskutieren und durchzusetzen" (5). Inhaltsübersicht: I. Politische Herrschaft und Hegemonie: 'Staatskunst' bei Machiavelli; 2. Ansatzpunkte einer Konzeption von Hegemonie: A. Gramsci; 3. Zum Verhältnis von Staat, Politischer Gesellschaft und Zivilgesellschaft; 4. Eckpunkte einer hegemonialen Ordnung; 5. Hegemonie als theoretisches und analytisches Konzept. II. "Nation" im historischen Kontext: 1. Voraussetzungen für die Entstehung von "Nationalismus"; 2. "Nationalismus" als politische Ideologie. III. Zum Verhältnis von Staat, "Nation" und "Volk": 1. "Volk" im historischen Diskurs; 2. "Volk" als vorpolitische Einheit; 3. "Nation" als politische Kategorie; 4. "Nation" und Staat. IV. Grundprinzipien der Konstruktion der kollektiven Identität "Nation": 1. Ideologische Systeme bei der Integration von Gruppen; 2. Integration und Ausgrenzung als dialektisches Verhältnis; 3. Prinzip der Ausschließlichkeit und Prinzip der Totalität; 4. Selbstdefinition und Regeln der Zugehörigkeit. V. Gesellschaftlich konstruierte Kollektive: Nationen, Rassen, Ethnien: 1. Nationalisierung und Zivilisationsprozeß; 2. "Rasse" und "Nation"; 3. Die Ethnisierung der Gesellschaft; 4. "Ethnie" und Kultur. VI. Das Konzept "Nation" in den gesellschaftlichen Diskursen: 1. Alltagsdiskurs und Identitätsbildung; 2. Die Funktion von nationalen Mythen, Ritualen und Symbolen; 3. Die Funktion des Intellektuellen; 4. Die Vermittlung über den Mediendiskurs; 5. Rechtliche Diskriminierung und Alltagsdiskurs. VII. Ein Spannungsverhältnis: "Nation" versus Demokratie: 1. Demokratie = Herrschaft des Volkes; 2. Die leere Stelle der Macht; 3. Die Funktionsleistungen der "Nation" und des Nationalstaates; 4. Demokratische oder nationale Legitimation politischer Herrschaft?