Mit dem sehr aktuellen Thema „Gotteskrieg und Geschlecht“ soll gleich zu Beginn der Arbeit gezeigt werden, wie vielfältig die Strukturkategorie Geschlecht ist und wie umfassend die sich dadurch ergebenen Analysemöglichkeiten und interpretativen Methoden verschiedener soziologischer, historischer und kultureller Entwicklungen von Gesellschaften sind. Der Sammelband besteht aus elf deutsch- und englischsprachigen Beiträgen, darunter beispielsweise eine Analyse der Ermordung muslimischer Frauen im indischen Gujarat duch Hindus. Andere Autorinnen beschäftigen sich damit, wie religiöse Bewegungen und religiöse Rechte in Ländern wie Algerien, Iran und Afghanistan Gewalt an Frauen legitimieren und nehmen die arabische Literatur unter dem Aspekt von Macht und Ehre unter die Lupe. Aber auch die europäische, genauer: die irische Perspektive zeigt: Es ist ebenso die christliche Religion, die mit ihrem traditionell restriktiven Verhältnis zum Thema Geschlecht dazu beigetragen hat, dass nationale und kollektive Identitäten derart gefestigt werden. Darüber hinaus werden Auflösungs- und Transformationsprozesse des Begriffs Kultur im Zusammenhang der Globalisierung, die Beziehung von Geschlecht und religiösen Werten in westlichen Kulturen und die Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit in der US-amerikanischen Repräsentation von Krieg diskutiert. Des Weiteren werden amerikanische und europäische Debatten und Einstellungen zu Burkas und dem Kopftuch aufgezeigt. Hinter allen Beiträgen steckt die Frage, ob die Wiederkehr heiliger und geheiligter Kriege ein religiöses Relikt, eine Form der Retraditionalisierung und Fundamentalisierung wie beispielsweise zu Zeiten der Kreuzzüge ist oder aber ob diese Kriege im Namen (oder unter dem Deckmantel) der Religion nicht vielmehr das Antlitz einer neuen Zeitrechnung sind. Das Buch geht auf die Eröffnung des Zentrums für transdisziplinäre Gender Studien an der Humboldt Universität zu Berlin von 2003 zurück.