Chomsky ist ohne Zweifel einer der produktivsten und gleichzeitig härtesten Kritiker der US-Außenpolitik. Seine neueste Fundamentalkritik an dem, was er als amerikanisches Hegemoniestreben ansieht, erschien in den USA unter dem aussagekräftigen Titel „Hegemony or Survival". Dahinter steckt Chomskys These, dass der gegenwärtige kriegerische Weg der USA die Welt geradewegs in eine neue Rüstungsspirale führe, weil andere Staaten durch das amerikanische Hegemoniestreben zu eigener Aufrüstung gedrängt würden. Wie schon in anderen Veröffentlichungen weist Chomsky mit Zitaten und anderen Belegen haarklein nach, dass die USA diesen Weg nicht erst seit Bush gehen, vielmehr ziehe sich das Streben nach Vorherrschaft durch die amerikanische Geschichte. Von Kuba über Nicaragua bis zum Irak-Krieg habe die amerikanische Elite, die sich in vielerlei Hinsicht als „Auserwählte" betrachte, ein ums andere Mal für ihr Verhalten andere Maßstäbe angelegt als bei den übrigen Staaten. Chomsky erkennt dahinter einerseits die Hybris einer Supermacht, andererseits sieht er auch konkrete wirtschaftliche Interessen am Werk. Ob der US-Regierung dabei jedoch immer eine Art „Masterplan" unterstellt werden kann, muss gerade im Falle des Irak-Kriegs bezweifelt werden. Hier, wie an manchen anderen Stellen, traut Chomsky der US-Regierung zu viele dunkle Fähigkeiten zu und unterschätzt gleichzeitig die inneramerikanischen Gegenströmungen zu einer Hegemoniepolitik. Dies ändert jedoch nichts daran, dass sein Buch anregend, provokativ und gut geschrieben ist.