/ 22.06.2013
Curd Knüpfer
Ideen, die die Welt verzerren. Das Machtstreben der US-amerikanischen Neokonservativen seit 1989
Marburg: Tectum Verlag 2010; 148 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2359-4Magisterarbeit Bonn; Betreuer: V. Kronenberg. – Hat es die Neokonservativen, jene „Bush-Mafia“, wie der Spiegel vor einigen Jahren titelte, in den USA je gegeben und wenn ja, was machen sie heute? Nachdem Knüpfer deren ideologisch-theoretische Genese bis in die 70er-Jahre hinein nachgezeichnet hat, womit der erste Teil der Frage beantwortet ist, wendet er sich der zentralen Frage seiner Arbeit zu: Könnte der Neokonservatismus in den USA auch künftig, also nach dem Ende der Präsidentschaft von George W. Bush, eine zentrale Rolle spielen?
Auch wenn unter Barack Obama mitunter Ansätze einer verstärkt multilateralen Ausrichtung der US-amerikanischen Außenpolitik zu verzeichnen seien, so bedeute dies nur eine vorübergehende Einschränkung des Einflusses der Neocons. Die Rolle der Opposition erlaube es ihnen aber auch, so Knüpfers Einschätzung, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen. Aus dieser Perspektive ist der künftige Einfluss der Neokonservativen eng mit dem Selbstverständnis der USA verknüpft – wenn diese nicht von ihrem hegemonialen Anspruch in einer wohl zunehmend chaotischer werdenden Welt Abstand nehmen, dann sei die Renaissance von „Demokratie, Unipolarität und Krieg“ (131) nur noch eine Frage der Zeit.
Knüpfers Analyse ist eine gelungene, auch jenseits des fachwissenschaftlichen Diskurses interessante Auseinandersetzung mit einer für die US-amerikanische Außenpolitik offensichtlich prägenden, aber hinsichtlich ihrer konkreten Konturen kaum definierbaren Gruppe. Gerade wegen dieses zutiefst diffusen Charakters hätte der Autor auf Leo Strauss und Carl Schmitt Bezug nehmen können, um die Einfachheit neokonservativen Denkens auch aus politiktheoretischer Perspektive zu enthüllen: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, hatte George W. Bush bekanntlich kurz nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 vor dem amerikanischen Kongress gesagt.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 4.22
Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Curd Knüpfer: Ideen, die die Welt verzerren. Marburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33442-ideen-die-die-welt-verzerren_40018, veröffentlicht am 30.03.2011.
Buch-Nr.: 40018
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Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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