Diss. Philosophische Fakultät Zürich. – Milic untersucht eine in der schweizerischen Abstimmungsforschung bisher unterbelichtete Variable: „die ideologische Selbstidentifikation, d. h. die Selbsteinstufung auf einer Links-Rechts-Skala“ (11). Der Band besteht aus zwei Teilen. Im ersten Schritt versucht Milic herauszufinden, welche Faktoren die ideologische Selbstidentifikation bestimmen. Zur Beantwortung dieser Frage verwendet er die miteinander konkurrierenden Ansätze der Wertedeterminismusthese und der Surrogatsthese. In seine empirische Analyse fließen Indikatoren wie Parteiensympathie, ideologische Selbsteinschätzung, politische Informiertheit und gesellschaftliche Wertevorstellungen mit ein. Milic kommt zu dem Ergebnis, dass die ideologische Selbsteinschätzung sowohl auf Wertehaltungen als auch auf der Identifikation mit einer Partei beruht. Damit scheitern beide Thesen an der komplexen Wirklichkeit. Der zweite Teil ist der Bedeutung der bereits erfolgten ideologischen Selbstidentifikation in Bezug auf das Stimmverhalten gewidmet. Die Links-Rechts-Selbsteinschätzung wird nun von der zu erklärenden zur bestimmenden Variable. Für die Analyse des Abstimmverhaltens der Schweizer verwendet Milic soziologische und sozial-psychologische Ansätze sowie die Rational-Choice-Theorie. Milic typologisiert nach möglichen Konfliktkonstellationen und überprüft seine Erklärungsmodelle anhand einer sorgfältigen empirischen Analyse. Seine abschließende Erkenntnis ist, dass die Links-Rechts-Dimension im Meinungsbildungsprozess bei Volksabstimmungen nur eine geringe Orientierungskraft besitzt: Im Vordergrund steht die Sachentscheidung – ein überraschendes Ergebnis, da die Politikwissenschaft im Allgemeinen von einer unverändert großen Bedeutung der Links-Rechts-Orientierung ausgeht.