/ 21.06.2013
Peter Rudolf
Imperiale Illusionen. Amerikanische Außenpolitik unter Präsident George W. Bush
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2007 (Internationale Politik und Sicherheit 61); 219 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-2928-2Im Mittelpunkt dieser lesenswerten Studie steht die Strategie der US-Außenpolitik nach dem 11. September 2001 in Bezug auf den Nahen Osten und China. Rudolf, Leiter der Forschungsgruppe Amerika der SWP, analysiert die prägenden Denkmuster der Regierung unter Bush sowie die Ursachen für den relativen Machtgewinn des Präsidenten gegenüber dem Kongress. Zu den Maximen von Bush zählten die Bewahrung der amerikanischen Suprematie und die strategische Unabhängigkeit, die präventive Selbstverteidigung und die Demokratieförderung. Als Interessen der USA im Nahen Osten identifiziert Rudolf die Sicherheit Israels und die Sicherung der Energieversorgung. Die Bush-Regierung habe sich bemüht, diese Interessen durch die Förderung der Demokratie in der Region zu verfolgen, ergänzt mit und zugespitzt durch den Regimewechsel im Irak. Rudolf stellt die Fehlannahmen und –schlüsse der Regierung in diesem Zusammenhang unter Einbezug der Verhandlungen in den Vereinten Nationen dar. In der Iranpolitik seien die USA in eine Sackgasse geraten und nun nicht bereit, positive Anreize zu setzen. Deshalb seien die USA jetzt auf die UN, Europa und die arabischen Golfstaaten angewiesen. Die Chinapolitik der USA in ihrer Mischung aus Engagement und Containment bewertet der Autor als rational und innenpolitisch tragbar. Unter Beibehaltung der Wirtschaftsbeziehungen zu China zielten die USA allerdings auf eine strategische Eindämmung durch Stationierungen und militärische Kooperationen in der Region. Dies sei eine kluge Wahl, denn zwischen den USA und China seien die „Ingredienzien für einen geopolitischen Konflikt“ (181) gegeben. Rudolf fragt, ob die Außenpolitik der Bush-Regierung hegemonial oder imperial ist. Die Interpretation der USA als Imperium verwirft er, diese seien auch nicht imperial überdehnt. Bushs Politik lasse sich als unilateraler Hegemonialismus definieren, der in einer selbst verursachten Krise stecke. Die Krise lasse hoffen, dass eine Rückkehr zur klassischen institutionell ausgerichteten Hegemonie der USA bevorstehe.
Jarek Nikolaus Korczynski (JNK)
Dipl.-Politologe, Doktorand.
Rubrizierung: 4.22 | 4.41 | 2.64 | 2.63 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Jarek Nikolaus Korczynski, Rezension zu: Peter Rudolf: Imperiale Illusionen. Baden-Baden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28117-imperiale-illusionen_33056, veröffentlicht am 02.04.2008.
Buch-Nr.: 33056
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Dipl.-Politologe, Doktorand.
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