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/ 11.08.2016
Alexandra Tomaselli

Indigenous Peoples and their Right to Political Participation. International Law Standards and their Application in Latin America

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Minderheiten und Autonomien 30); 558 S.; brosch., 119,- €; ISBN 978-3-8487-2663-9
Diss. Frankfurt/Main; Begutachtung: R. Hofmann, S. Kadelbach. – Mehr als 250 Jahre nach dem Gesellschaftsvertrag von Jean Jacques Rousseau ist die politische Partizipation nicht nur ein Rechts‑, sondern auch ein Bürgerschaftsproblem. Der sich seit der Aufklärung festigende moderne Nationalstaat hat es bisher nicht vermocht, die Teilhabemöglichkeiten für nationale Minderheiten und indigene Völker rechtsverbindlich zu regeln. Die internationale Ebene kann hier unter Verweis auf die UN‑Charta allenfalls auf die Einhaltung der Menschenrechte pochen, Sanktionsmöglichkeiten gibt es wenige. Für Alexandra Tomaselli, Mitarbeiterin am EURAC Bozen, ist das Grund genug, sich äußerst fundiert und kenntnisreich mit der hochkomplexen Materie zu befassen und eine Grundlagenarbeit vorzulegen, die weit über die Grenzen des Völkerrechts hinausreicht. Im Grunde gilt: Seit der Konfiguration des Naturrechts und im Zuge der Aufklärung formierte sich die Figur der Staatsbürgerschaft entlang der damit verbrieften politischen Teilhaberechte, die wiederum durch den Menschenrechtsdiskurs an inhaltlicher Schärfe gewonnen haben. Das gilt aber nur für die Menschen, die dank ihrer nationalen Staatsbürgerschaft oder als Angehörige anerkannter nationaler Minderheiten einen (rechtsverbindlichen) Zugang zur Politik, ihren Entscheidungsformen und Handlungsebenen geltend machen können. Bei indigenen oder auch autochthonen Völkern, die aufgrund ihrer Lebensumstände oder auch kulturellen Traditionen nicht in das enge Schema der seit Jean Bodin diskutierten Souveränität passen, sieht das anders aus, die Rechtslage ist ungleich komplizierter oder sogar gänzlich freischwebend, wie Tomaselli herausarbeitet. Wie aber passt das mit dem von der Staatengemeinschaft propagierten Selbstbestimmungsrecht zusammen und wie sind die Standards und Instrumente zu deren Schutz (ILO, UN) zu bewerten? Tomaselli verdeutlicht das anhand der Situation in Bolivien und Chile. Ihrem sorgfältig herausgearbeiteten Fazit zufolge geht es nur quälend langsam voran, Fortschritte werden ausgerechnet durch den (nationalen) Rechtsstaat verzögert. Welchen Wert aber haben die Menschenrechte, wenn sie nicht für alle Menschen gleichermaßen gelten?
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Rubrizierung: 2.654.422.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Alexandra Tomaselli: Indigenous Peoples and their Right to Political Participation. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39982-indigenous-peoples-and-their-right-to-political-participation_48337, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48337 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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