Im Rahmen des Grazer Kulturfestivals steirischer herbst fand 1996 das Symposium "Postkolonialismus und globale Migration" statt. Unter "Postkolonialismus" wird hier das "Bewußtwerden der Folgen einer jahrhundertelangen Kolonisierung des größeren Teils der Welt durch den kleineren" (14) verstanden. In Anlehnung an die soziologischen Theorien der Moderne bei Giddens und Wallerstein werden die zentralen Strategien der ersten Welt bzw. der "'weißen' Nationen des Nordens" (14) zur Errichtung und zum Erhalt ihrer kolonialen Hegemonie untersucht und kritisiert. Ethnische, religiöse, ideologische, ökonomische und politische Gründe für den seit fünf Jahrhunderten andauernden Ausschluß der heute sogenannten Dritten Welt vom Wohlstand als Ergebnis nationalstaatlicher Organisation und kapitalistischer Produktion werden hier reflektiert. In diesem Sinne versuchen die Beiträge, "von den Möglichkeiten einer schrittweisen Transformierung der Kultur dieses kapitalistischen Weltsystems und den dabei auftretenden Schwierigkeiten, Widersprüchen wie auch von den Möglichkeiten der Entwicklung eines Verständnisses für andere Kulturen" (18) ein Bild zu entwerfen. Aus dem Inhalt: Peter Weibel: Die koloniale Kondition. Eine Einführung (13-18); Homi Bhabha: Globale Ängste (19-43); Ernesto Laclau: Inklusion, Exklusion und die Logik der Äquivalenz (Über das Funktionieren ideologischer Schließungen) (45-74); Chantal Mouffe: Inklusion/Exklusion: Das Paradox der Demokratie (75-90); Renata Salecl: Der Hund, mein Nachbar aus dem Osten. Psychoanalyse und die Tier-Mensch-Grenze (91-105); Saskia Sassen: Die Immigration überdenken: Eine internationale Perspektive (107-116); Gayatri Chakravorty Spivak: Achtung: Postkolonialismus! (117-130); Ivo Zanic: In den Fesseln der Sprache. Einige Anmerkungen dazu, wie Menschen redundant gemacht werden. (131-144); Slavoj Zizek: Das rassistische Schibboleth (145-169).