/ 21.06.2013
Bettina Gruber / Daniela Rippitsch / Werner Wintersteiner (Hrsg.)
Jahrbuch Friedenskultur 2009. Menschenrechte und Frieden. Hrsg. vom Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik
Klagenfurt: Drava 2009; 360 S.; brosch., 26,80 €; ISBN 978-3-85435-592-2Die 1948 in Paris von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hätten zwar ein hohes moralisches Gewicht, doch würden auch heute noch viele Rechte missachtet, schreiben die Herausgeber. In den Beiträgen des Bandes werden allgemeine Menschrechtsdiskurse analysiert und Länderbeispiele behandelt, ein Kapitel ist der Menschrechtsbildung gewidmet. In einem Interview von Bettina Gruber mit Heinz Patzelt, dem Generalsekretär von Amnesty International, äußert dieser sich grundsätzlich zur Bedeutung der Menschenrechte. Dem alten Vorwurf, es handele sich bei ihnen um ein zu partikulares Konzept, das zu sehr auf den Einzelmenschen eingehe, entgegnet Patzelt, dass man nur vom Einzelrespekt vor dem Individuum aus Freiheit für alle erreichen könne. „Gruppenfreiheiten sind etwas sehr, sehr Gefährliches, weil sich immer die Frage stellt, welche Gruppe damit gemeint und welche nicht gemeint ist“ (13). Auch dem Vorwurf der eurozentrischen Orientierung der Menschenrechte widersetzt er sich. Dahinter, so lässt Patzelt durchblicken, stecke für ihn ein schwammiger Relativismus. Er lehne den Begriff der asiatischen Werte ebenso ab wie den der europäischen Werte. Die Menschenrechte seien in jeder kulturellen Situation gleichermaßen anwendbar. Abschließend warnt Patzelt davor, die Menschenrechte verändern zu wollen. Sie seien aus einer Situation globalen Entsetzens entstanden und er bezweifle, dass alle Regierungen sie heute immer noch unterzeichnen würden. „Das Risiko, dass Standards verschlechtert werden, ist dermaßen groß, dass ich im Zweifel nein sagen würde“ (29). Corinna Häsele fordert in ihrem Beitrag die Schaffung internationaler Kooperationen zur Steuerung der Migration. Dazu zählt sie „kollektive Vereinbarungen, die für alle EU-Staaten Gültigkeit haben“ (150) und einer zentralen Kontrolle unterliegen. Zudem plädiert sie dafür, dass man in einem Land als vollwertiger Bürger alle Rechte erhält, wenn man sich dort legal aufhält und einer geregelten Beschäftigung nachgeht.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.42 | 2.4 | 3.5
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Bettina Gruber / Daniela Rippitsch / Werner Wintersteiner (Hrsg.): Jahrbuch Friedenskultur 2009. Klagenfurt: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31656-jahrbuch-friedenskultur-2009_37721, veröffentlicht am 30.08.2010.
Buch-Nr.: 37721
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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