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/ 22.06.2013
Farid Hafez (Hrsg.)

Jahrbuch für Islamophobieforschung 2010. Deutschland – Österreich – Schweiz

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2010; 144 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-7065-4937-0
Das „Phänomen der Islamophobie“ (9) lasse sich nicht mehr leugnen, Islamophobie habe seit Jahren Eingang in etablierte Institutionen wie Medien und Politik gefunden. Da es jedoch an fundierten, nicht aber reißerischen Untersuchungen hierzu mangele, entschloss sich der am Wiener Institut für Orientalistik lehrende Politikwissenschaftler Hafez zur Herausgabe dieses Jahrbuchs. Darin werden islamophobe Geschehnisse oder Tendenzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Medien, Politik und Recht sowie die Diskriminierung im Alltag im jeweils zurückliegenden Jahr analysiert und reflektiert. Hafez betrachtet Islamophobie als ein „multidimensionales Phänomen“ (18), das ganz verschiedene Ursachen haben könne, u. a. sei sie ein Ausdruck von Rassismus – eine eindeutige Definition existiere jedoch nicht. Der Herausgeber versteht das Jahrbuch als „Kritik an den Mächtigen und Kritik an ‚uns’, die zuschauen, schweigen oder aber wegschauen“ (11) und als Baustein hin zu mehr Demokratie. In dieser ersten Ausgabe finden sich Studien zu Vorfällen aus dem Jahr 2009 oder in dem Jahr abgeschlossene Studien, die in Bezug auf Islamophobie bedeutungsvoll sind. Es geht um den Mord an Marwa el-Sherbini im Dresdner Landgericht während einer Gerichtsverhandlung und dessen Rezeption in den deutschen Medien oder das Minarettbauverbot in der Schweiz. Der islamophobe Populismus in der FPÖ wird am Beispiel der Wahlprogramme und -plakate der Freiheitlichen für die Europawahl sowie zwei Landtagswahlen in Vorarlberg und Oberösterreich untersucht. Die verbale Verunglimpfung von Muslimen und islamischen Symbolen sei unbeachtet geblieben, antisemitische Entgleisungen seien hingegen stark geahndet worden. So werde deutlich, „dass die österreichischen Eliten nur formell die Niederträchtigkeit des Antisemitismus gelernt [...], jedoch Ausgrenzungsmechanismen anderer Heterophobien keineswegs internalisiert haben“ (73). Es finden sich Artikel, in denen über die Antirassismusarbeit in Bezug auf Islamophobie in Österreich und der Schweiz berichtet wird und schließlich eine Betrachtung des Begriffs der Islamophobie aus psychodynamischer Perspektive. Buchbesprechungen zum Thema Islamophobie ergänzen den Band.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.232.42.52.35 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Farid Hafez (Hrsg.): Jahrbuch für Islamophobieforschung 2010. Innsbruck/Wien/Bozen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32724-jahrbuch-fuer-islamophobieforschung-2010_39080, veröffentlicht am 25.01.2011. Buch-Nr.: 39080 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA