"Ich bin der Mann, der Jacqueline Kennedy nach Paris begleitet." Mit diesem oft zitierten Satz stellte sich der damalige US-Präsident Kennedy während eines Staatsbesuchs in Frankreich der dortigen Presse vor. Seine elegante, geradezu aristokratische Ehefrau machte auf die Franzosen einen viel größeren Eindruck als der eigentlich mächtigste Mann der westlichen Welt, aber er wusste sehr wohl, größten Nutzen daraus zu ziehen. Die Vorgänge auf dieser Reise waren symptomatisch für die Präsidentschaft: Das Ehepaar Kennedy ergänzte sich hervorragend bei der Schaffung eines Gesamtkunstwerks namens Kennedy-Administration. Posener beschreibt den Weg der beiden bis ins Weiße Haus und zeichnet sowohl den Präsidenten als auch seine Frau als letztlich schwer gestörte Persönlichkeiten, deren Ehe nach außen eine einzige große Inszenierung war und nach innen zumeist von großer Kälte bestimmt wurde. Tatsächlich lässt das Porträt der beiden den Leser frösteln angesichts des Ausmaßes an Berechnung und Heuchelei, das beide zuerst zusammen und dann ins Weiße Haus brachte. Auch Kennedys Politik kommt bei Posener nicht gut weg. Er wirft dem lange wie eine Lichtgestalt verehrten Kennedy einen gefährlichen Hang zur Profilierung durch das Auslösen von Krisen und Konfrontationen vor. Zudem gefährdete Kennedy durch seine zahllosen Affären nicht nur seine Präsidentschaft, sondern auch die Integrität des Amtes an sich. Die Fakten und Bewertungen, die Posener in seiner kurzen Biographie zusammenträgt, sind keineswegs neu und deshalb ist das Buch weder für die Forschung noch für die Lehre eine unverzichtbare Lektüre. Als gut geschriebene Entzauberung eines lange Zeit geradezu verklärten, aber tatsächlich sehr problematischen Präsidenten hat es jedoch durchaus seinen Wert.