/ 21.06.2013
Wilhelm Damberg / Antonius Liedhegener (Hrsg.)
Katholiken in den USA und Deutschland. Kirche, Gesellschaft und Politik
Münster: Aschendorff Verlag 2006; VII, 393 S.; geb., 24,80 €; ISBN 978-3-402-00230-8Dieser Band sei das erste Ergebnis „eines mittelfristigen, auf Verstetigung angelegten, wissenschaftlichen wie pastoral-praktischen Dialogs zwischen den Katholizismen beider Länder“ (3), schreiben die Herausgeber. Die Beiträge gehen zurück auf eine amerikanisch-deutsche Konferenz vom Mai 2004 in Berlin. Die differenzierten und kritischen Analysen sind von zwei gegenläufigen Tendenzen geprägt: Während die gesellschaftliche Modernisierung sich in Europa im Laufe des 20. Jahrhunderts immer stärker mit einem Relevanzverlust der Religion verknüpfte, werden die USA, obgleich der „Motor der Modernisierung im globalen Maßstab“ (1), verstärkt als religiöses Land wahrgenommen – wobei die Katholiken dort die größte konfessionelle Gruppe stellen. Trotz dieses grundsätzlichen Unterschieds zeigen sich in den Beiträgen aufschlussreiche Gemeinsamkeiten, die pars pro toto durchaus für gesamtgesellschaftliche Tendenzen stehen. Es beginnt damit, dass in beiden Länder der Katholizismus in den fünfziger und sechziger Jahren aus seinem Status als Angelegenheit einer Minorität heraustrat und in die Gesamtgesellschaft integriert wurde. Aus Sicht der Politiker waren und sind die Katholiken immer wieder interessant – vor allem als potenzielle Wähler, wie ein Rückblick auf die Geschichte der CDU/CSU und auf die aktuelle Politik von George W. Bush zeigt, der sich gerne mit seinen Papstaudienzen rühmt. Allerdings unterschlage er, dass er bei diesen Begegnungen kritisiert worden sei, schreibt David. C. Leege. Liedhegener sieht den politischen Katholizismus entgegen einer weit verbreiteten Annahme nicht im Niedergang begriffen, dieser habe sich vielmehr zu einem komplexeren Phänomen entwickelt. Den deutschen Katholiken wird ein dauerhafter Einfluss auf die Sozialpolitik attestiert. Nichtsdestotrotz stellen die Autoren eine zweistufige, für die Kirche insgesamt negative Entwicklung fest: Erst haben die Frauen überwiegend die kirchlichen Ehrenämter übernommen und nun folgen die jüngeren Frauen den Männern nach – und wenden sich zunehmend von der Kirche ab.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.64 | 2.35
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Wilhelm Damberg / Antonius Liedhegener (Hrsg.): Katholiken in den USA und Deutschland. Münster: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27232-katholiken-in-den-usa-und-deutschland_31845, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 31845
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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