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/ 04.06.2013
Erwin Gatz (Hrsg.)

Kirche und Katholizismus seit 1945. Band 1: Mittel, West- und Nordeuropa. Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Island, Liechtenstein, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 1998; 368 S.; Ln., 78,- DM; ISBN 3-506-74460-7
Mit dem ersten Band des auf vier Bände angelegten Werkes haben der Herausgeber, ein renommierter katholischer Kirchenhistoriker und seit geraumer Zeit Rektor des Campo Santo Teutonico in Rom, sowie die Autoren und Autorinnen gleich in zweifacher Weise wichtige Desiderate der Forschung in Angriff genommen: Einmal findet die Politikwissenschaft wie die Zeitgeschichte hier erstmals in deutscher Sprache Überblicksdarstellungen, die die Entwicklung von Kirche und Katholizismus von 1945 bis in die Gegenwart für die einzelnen europäischen Länder schildern. Sodann stößt das Buch das Tor zu einer verstärkten Internationalisierung der Katholizismusforschung und Kirchengeschichte auf. Durch die Lektüre ergibt sich die Möglichkeit, die verschiedenen Katholizismen der im Untertitel genannten Staaten kennenzulernen und vergleichend zu betrachten. Die einzelnen Länderbeiträge nehmen einen recht unterschiedlichen Raum ein, was aber sachlich begründet erscheint. So werden die nordeuropäischen Diasporagebiete auf wenigen Seiten und eher in Form lexikalischer Artikel behandelt, während etwa Frankreich oder die Bundesrepublik Deutschland (mit eigenem Abschnitt zur DDR) sehr ausführlich behandelt werden. Hier geht die Informationsdichte über einen Handbuchartikel deutlich hinaus. Eine knappe Kirchenstatistik zur gegenwärtigen Lage in den behandelten Ländern und ein Personen‑ und Sachregister runden den Band ab. Kritisch anzumerken ist, daß weder das Buch als solches noch die Artikel eine explizit vergleichende Perspektive besitzen. Die Probleme und Perspektiven einer vergleichenden Katholizismusforschung und ihrer Vorläufer wären eine programmatische Einleitung wert gewesen. So stellt sich etwa die Frage, wie das Verhältnis von Welt‑ und Ortskirche in einer entlang nationaler Katholizismen erarbeiteten Darstellung thematisiert werden kann, wie die europäische Integration, die sich ja auch auf kirchlicher Ebene vollzieht (Europäische Bischofskonferenz) zu berücksichtigen ist, welchen Stellenwert etwa die "Christliche Demokratie" oder die katholischen Orden als transnationale Phänomene besitzen. Dennoch erfüllt der Band eine wichtige Pionierfunktion und kann weitere zeitgeschichtliche und politikwissenschaftliche Studien anregen und erheblich erleichtern. Inhalt: Johan Ickx: Belgien (19‑46); Oluf Bohn: Dänemark (47‑51); Erwin Gatz / Josef Pilvousek: Deutschland (53‑158); Stefan Samerski / Paul Verschuren: Finnland (159‑161); Marcel Albert OSB: Frankreich (163‑222); J Óhnnes Gijsen / Gunnar Gudmundsson: Island (223‑224); Markus Ries: Liechtenstein (225‑228); Georges Hellinghausen: Luxemburg (229‑238); Marcel Albert OSB: Monaco (239‑241); Jan Jacobs: Die Niederlande (243‑274); Yvonne Maria Weber: Norwegen (275‑281); Maximilian Liebmann: Österreich (283‑315); Yvonne Maria Weber: Schweden (317‑332); Markus Ries: Die Schweiz (333‑356).
Antonius Liedhegener (Li)
Dr., wiss. Ass., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.uni-jena.de/svw/powi/sys/liedhege.html).
Rubrizierung: 2.232.352.3132.42.52.61 Empfohlene Zitierweise: Antonius Liedhegener, Rezension zu: Erwin Gatz (Hrsg.): Kirche und Katholizismus seit 1945. Paderborn u. a.: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5764-kirche-und-katholizismus-seit-1945_7494, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 7494 Rezension drucken
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