/ 20.06.2013
Eun-Jeung Lee
Korea im demokratischen Aufschwung. Politische Kultur und Kulturdiskurse
Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2005 (Mitteldeutsche Studien zu Ostasien 10); 256 S.; brosch., 30,- €; ISBN 978-3-86583-082-1In dieser gelungenen Einführung erklärt Lee, die an den Universitäten Halle und Tokio tätig ist, die gegenwärtigen politischen Verhältnisse in Südkorea und deren Genese. Einleitend umreißt sie kurz die Geschichte des Landes, die Zeit als japanische Kolonie und die Teilung durch die USA und die Sowjetunion nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Immer wieder greift Lee die Frage auf, ob und inwieweit konfuzianische Wertvorstellungen die koreanische Gesellschaft prägen – und beschreibt vor allem die Instrumentalisierung zwecks Herrschaftsstabilisierung. Sehr deutlich sei dies für die Zeit der Militärdiktatur. Debatten im Westen über vermeintliche Besonderheiten der ostasiatischen Gesellschaften findet die Autorin eher wunderlich: „Es ist schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit, ja Beliebigkeit Begründungszusammenhänge gefunden werden.“ (47) Gleichwohl sieht sie die politische Kultur geprägt „durch das Zusammenwirken konfuzianisch geprägter kultureller Traditionen und der besonderen historischen Erfahrungen Koreas“ (107). Daraus folge, dass bis heute die Bildung einer militärisch und wirtschaftlich starken Nation als das höchste Ziel des Landes gelte. Angesichts dieser Konstellationen hatten die Gegner des südkoreanischen Nachkriegsregimes jahrzehntelang mit vielfältigen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sich auch nach der Demokratisierung in den neunziger Jahren fortsetzten. Lee beschreibt dies am markanten Beispiel des Park-Chung-Hee-Syndroms. Durch eine positive Bewertung der Herrschaft des Diktators Park hätten privilegierte konservative Kräfte versucht, die demokratischen Reformen zu verhindern. Dennoch habe sich die koreanische Politik seit 2000 wesentlich verändert. Südkorea sei gegenwärtig dabei, „transparentere und saubere politische Verhältnisse zu etablieren“ (114). Verbunden sei dies mit einer rasanten Entwicklung der „e-politics“, wobei nicht nur elektronische Wahlverfahren eine gewichtige Rolle spielten, sondern auch die Entstehung einer maßgeblichen Online-Öffentlichkeit.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.23 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Eun-Jeung Lee: Korea im demokratischen Aufschwung. Leipzig: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21834-korea-im-demokratischen-aufschwung_31098, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 31098
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
CC-BY-NC-SA