/ 04.06.2013
Carsten Rolle / Ulrich van Suntum
Langzeitarbeitslosigkeit im Ländervergleich. Zum Einfluß von sozialen Sicherungssystemen und Tariffindungssystemen auf die Beschäftigung in Deutschland, Österreich, Schweiz und USA
Berlin: Duncker & Humblot 1997 (Soziale Orientierung 11); 132 S.; 48,- DM; ISBN 3-428-09279-1Die Beschäftigungsprobleme in Deutschland sind nicht nur durch das anhaltend hohe Niveau der Arbeitslosigkeit, sondern auch durch einen hohen - und tendenziell steigenden - Anteil von Langzeitarbeitslosigkeit gekennzeichnet; diese Quote überschreitet zwar nicht den EU-, wohl aber deutlich den OECD-Durchschnitt. Vor diesem Hintergrund unternehmen die Autoren einen Vier-Länder-Vergleich, der die Betroffenheit von und die politische Reaktion auf Langzeitarbeitslosigkeit diskutiert. Die Studie, es handelt sich um eine Veröffentlichung der "Wissenschaftlichen Kommission bei der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle" Mönchengladbach, ist - pauschal klassifiziert - "wirtschaftsnah" formuliert und überdies konzeptionell an eine ökonomische Perspektive gebunden. Das drückt sich inhaltlich in der Frage nach dem Einfluß von sozialen Sicherungs- und Tariffindungssystemen auf Höhe und Struktur der Arbeitslosigkeit aus (25 ff.). Methodologisch läßt sich das an der begrifflichen Einengung auf ein "individualistisches" Verhaltensmodell ablesen, das die Verwerfungen des Beschäftigungssystems primär auf mangelnde bzw. "falsche" Anreize zurückführt (34 ff.). Politisch-institutionelle Faktoren im engeren Sinne werden nur flüchtig berührt und dann der Residualkategorie "politische Kultur" zugewiesen (etwa 114). Aber wenn man von diesen - überwiegend disziplin-abhängigen - Spezifika absieht, dann bietet die Studie einen knappen und instruktiven Überblick über wichtige Argumente, die derzeit von volkswirtschaftlicher Seite zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit vorgeschlagen werden. Das gilt vor allem für die - sich am liberal-konservativen Schweizer Modell orientierenden - Empfehlungen zur Dezentralisierung der Arbeitsmarktpolitik in Gestalt einer Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe-Transfers auf kommunaler Ebene (114 ff.).
Aus dem Inhalt: I. Einführung: 1. Problemstellung und Vorgehensweise; 2. Möglichkeiten und Grenzen vergleichender Studien. II. Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland: 1. Entwicklung und Struktur der Langzeitarbeitslosigkeit; 2. Soziales Sicherungssystem und Langzeitarbeitslosigkeit; 3. Lohnfindungssystem und Langzeitarbeitslosigkeit. III. Theoretische Erklärungsmuster für Langzeitarbeitslosigkeit: 1. Überblick über allgemeine arbeitsmarkttheoretische Erklärungsmuster; 2. Theoretische Wirkungen sozialer Sicherungssysteme; 3. Der Einfluß sozialpartnerschaftlicher Beziehungen auf Langzeitarbeitslosigkeit am Beispiel von Lohnverhandlungssystemen. IV. Langzeitarbeitslosigkeit im Ländervergleich: 1. Statistische Erfassungsmethoden von Arbeitslosigkeit; 2. Langzeitarbeitslosigkeit - ein internationales Phänomen?; 3. Österreich; 4. Schweiz; 5. USA. V. Wege zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit: 1. Die Ergebnisse im Überblick; 2. Konkrete Reformoption: Dezentralisierung der Arbeitslosigkeit.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342 | 2.262 | 2.4 | 2.5 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Carsten Rolle / Ulrich van Suntum: Langzeitarbeitslosigkeit im Ländervergleich. Berlin: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5487-langzeitarbeitslosigkeit-im-laendervergleich_7172, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7172
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA