/ 11.06.2013
Henri Favre
Lateinamerika. Ausführungen zum besseren Verständnis. Anregungen zum Nachdenken. Aus dem Französischen von Thomas Gotterbarm
Bergisch Gladbach: BLT 2000 (BLT Mensch & Wissen 31); 125 S.; 12,90 DM; ISBN 3-404-93031-2Der Ethnologe Favre, Forschungsleiter am französischen Centre National de la Recherche Scientifique, unternimmt zunächst einen Streifzug durch die letzten Jahrhunderte der lateinamerikanischen Geschichte, der um die Identitätssuche eines Kontinentes kreist. Der Prozess der Nationenwerdung findet in diesem Rahmen ebenso Berücksichtigung wie die verschiedenen sozioökonomischen Entwicklungsmodelle und deren Scheitern. Veranschaulicht werden die vertretenen Thesen durch Fallbeispiele aus verschiedenen Ländern, wobei weniger auf Vollständigkeit als auf ihren illustrativen Charakter geachtet wird. Unterbrochen durch einige "Anregungen zum Nachdenken" wendet sich der Autor im zweiten Teil der aktuellen Situation und den zukünftigen Perspektiven Lateinamerikas zu. Auch hier gerät die Darstellung zu einem durch Beispiele durchzogenen kursorischen Abriss verschiedenster Problemfelder (gesellschaftliche Erosion, Staatszerfall, instabile Demokratien und ökonomische Risiken). Das Fazit kann in Anbetracht der Fülle an aufgeworfenen Themen und Fragen nur vage ausfallen: "Lateinamerika, das sich durch die Rückbesinnung auf seine indianische Vergangenheit eine eigene Identität zu erschaffen versuchte, um nicht länger nur Außenposten der Westens zu sein, sieht heute einer ungewissen Zukunft entgegen." (56)
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.65
Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Henri Favre: Lateinamerika. Bergisch Gladbach: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10012-lateinamerika_11844, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 11844
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Dr., Politikwissenschaftler.
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