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/ 05.06.2013
Carl Christian von Weizsäcker

Logik der Globalisierung

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999 (Kleine Reihe V & R 4010: Serie Ökonomische Einsichten); 173 S.; kart., 19,80 DM; ISBN 3-525-34010-9
Von Weizsäcker befaßt sich mit der Beziehung zwischen nationaler Politik und international verflochtener Wirtschaft. Die Schrift gliedert sich in drei Teile. Im ersten erläutert der Autor wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Grundlagen. Von Weizsäcker sieht in der entpolitisierten Wirtschaft die Basis der Demokratie, da sie die innovativen Kräfte der Individuen und damit den gesellschaftlichen Entwicklungsprozeß in modernen Gesellschaften initiiere, wohingegen die Politik, die strukturell status-quo-orientiert sei, nur reagieren könne (40 ff.). Darüber hinaus stellt der Autor die Rede vom durch die Globalisierung verlorengegangenen Primat der Politik in Frage. So entwickelt er im zweiten Teil die These, daß die Globalisierung die nationale Autonomie zur Politikgestaltung fördere - anstatt sie, so die gängigen Meinungen, einzuschränken (70) -, denn der durch die Nutzung der Globalisierungsvorteile gestiegene Wohlstand erhöhe den Spielraum für nationale Politik (169). Zudem sieht der Autor im internationalen Kapitalmarkt eine Stütze für die politischen Kräfte, die in der nationalen Politik gegen Populismus, Illusionismus und eine übermäßige Staatsverschuldung ankämpfen (107 ff.). Thema des dritten Teils ist die Diskussion um einen zukünftigen weltweiten Ordnungsrahmen für Wirtschaft und Politik. Die WTO gilt von Weizsäcker als wirksames Sanktionssystem zum Schutz des Freihandels und damit zur Friedenswahrung, weil sich in einer von Interdependenzen gekennzeichneten Weltwirtschaft kaum ein Land leisten könne, den Zugang zum Weltmarkt zu verlieren (128 f.). Der Autor sieht die Problematik wirtschaftlichen Wachstums bezüglich der ökologischen Weltprobleme, die durch das bisherige Einhergehen von Erhöhung des Lebensstandards und Anstieg des Ressourcenverbrauchs entsteht. Er konstatiert jedoch, daß die Weltbevölkerung nur durch eine Zunahme des Lebensstandards in den Ländern der Dritten Welt stabilisiert werden könne, weshalb politische Sanktionen wie Emissionslizenzen einzuführen seien, die die Privatwirtschaft zur Entwicklung ressourcensparender Technologien veranlassen würden (151 ff.). In bezug auf die Europäische Union spricht sich von Weizsäcker für eine konsequente Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips aus und gegen eine unnötige internationale Vereinheitlichung auf Kosten der Soziodiversität. Er plädiert für nationale Entscheidungsautonomie in der Sozial-, Umwelt- und Steuerpolitik (sowie in den meisten anderen Politikbereichen) aufgrund des damit verbundenen Freiheits- und Innovationswertes (168 ff.). Inhalt: I. Grundlagen: 1. Freiheit und Zwang in der wettbewerblichen Marktwirtschaft; 2. Kurzfrist- und Status quo-Orientierung demokratischer Politik; 3. Langfrist-Orientierung und Veränderungs-Freudigkeit der Marktwirtschaft; 4. Demokratie und Markt. II. Spielräume und Anpassungszwänge nationaler Politik in der globalen Wirtschaft: 5. Das Phänomen der Globalisierung; 6. Sozialpolitische Autonomie im globalisierten Markt; 7. Umweltpolitische Autonomie der Nationalstaaten im globalisierten Markt; 8. Nationale Steuerpolitik im globalisierten Markt: Besteuerung der Unternehmen; 9. Der internationale Kapitalmarkt und die Demokratie. III. Ein Rahmen für die globale Marktwirtschaft: 10. WTO: Freihandel als Nukleus einer Welt-Friedensordnung und einer Weltrechtsordnung; 11. Das internationale Finanzsystem nach den Finanzkrisen und nach Einführung des Euro; 12. Wachstum der Weltwirtschaft als realistische Lösung des Welt-Klima-Problems; 13. Vielfalt statt Vereinheitlichung: Soziodiversität weltweit.
Leslie Piert (LP)
Rubrizierung: 2.224.43 Empfohlene Zitierweise: Leslie Piert, Rezension zu: Carl Christian von Weizsäcker: Logik der Globalisierung Göttingen: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8410-logik-der-globalisierung_11096, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11096 Rezension drucken
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