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/ 03.03.2016
Ueli Mäder

Macht+ch. Geld und Macht in der Schweiz

Zürich: Rotpunktverlag 2015; 509 S.; brosch., 36,- €; ISBN 978-3-85869-663-2
Wer übt in der Schweiz eigentlich die Macht aus? Die Wirtschaft, die Politik oder doch die Bevölkerung? Und welche Rolle spielt Geld dabei? Diese Fragen beantwortet der Schweizer Soziologe Ueli Mäder und verfolgt dabei einen biografischen Ansatz. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat er über 200 Interviews mit Vertretern von Finanzinstituten, Unternehmen, Verbänden, Denkfabriken, Netzwerken, politischen Einrichtungen und der staatlichen Verwaltung geführt, die als zentrale Grundlage für das Buch dienen. Hinzu kommen noch eigene Beobachtungen, Dokument‑ sowie Medienanalysen. Seine Untersuchung verdeutlicht, welch zentrale Rolle das Geld einnimmt. Geld habe die Macht, konstatiert er. Geld durchdringe die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in der Schweiz. Vor allem einzelne Banken und Unternehmen würden über starken wirtschaftlichen Einfluss, politische Netzwerke sowie Macht verfügen. Durch die Globalisierung werde der Einfluss der großen Unternehmen noch ausgeweitet. Mäder zeigt, wie die Unternehmen Einfluss auf die Politik nehmen, etwa durch gezieltes Lobbying, und wie auch andere Bereiche von der Ökonomisierung betroffen sind. Explizit bezieht er auch eine eigene Wertung seiner Ergebnisse mit ein und fordert einen sozialen Ausgleich. An Mäders Untersuchung schließen sich mehrere Fallstudien weiterer Wissenschaftler an. So fragt Gian Trepp beispielsweise nach der zukünftigen Politik der Schweizer Nationalbank. Diese sieht er aktuell an einem Scheideweg angekommen. Es gehe nun um die politische Frage, ob es eine Zweitauflage der Euro‑Untergrenze geben solle, wie vor allem von der SP und den Gewerkschaften zum Schutz von Arbeitsplätzen gefordert, was aber zu einem „Mehr“ an Bankenstaat führen würde, oder ob es eine Neuauflage der Deregulierung geben solle, was vor allem von Wirtschaftsliberalen gefordert werde. Markus Bossert widmet sich einem weiteren zentralen Akteur, indem er zeigt, in welchem Umfang und auf welche Weise der Schweizer Gewerbeverband (SGV), der größte Wirtschaftsverband, politischen Einfluss ausübt. Der Autor konstatiert jedoch, dass es Anzeichen für einen relativen Bedeutungsverlust des Verbandes auf der politischen Bühne gebe. Dennoch sollte sein Einfluss auf die Politik nach wie vor nicht unterschätzt werden.
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Rubrizierung: 2.52.22 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Ueli Mäder: Macht+ch. Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39496-machtch_48034, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 48034 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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