Zwar ist Shimon Peres formell noch als Minister für regionale Angelegenheiten in der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak aktiv, jedoch hat sich der Friedensnobelpreisträger, ehemalige Ministerpräsident, vielfache Minister und das Urgestein der israelischen Außen- und Sicherheitspolitik seit 1996 faktisch aus der aktiven Politik zurückgezogen. Seitdem leitet er das von ihm gegründete "Peres Center for Peace" und publiziert. Leider enthält auch sein jüngstes Buch alles und nichts zugleich. Mit der Attitüde des der Tagespolitik enthobenen Elder Statesman behandelt er fast alle aktuellen Fragen der Weltpolitik, ohne dabei jedoch etwas Neues oder Interessantes zu sagen: Die Globalisierung sei Chance und Gefahr zugleich; Politik solle an Inhalten, Zielen und Visionen orientiert sein; der Kampf gegen Armut und niedrigen Bildungsstand sei zugleich Kampf gegen Terrorismus und Fundamentalismus; zur Friedenssicherung müsse das Denken in territorialen Kategorien überwunden werden usw. Peres, der nicht zuletzt der politische Vater der israelischen Nuklearrüstung ist, entfernt sich mit seinen Publikationen immer mehr von der Realität des Nahen Ostens und schwelgt statt dessen mit pastoralem Ton in Überlegungen, wie die Welt am besten sein solle. Für die Politikwissenschaft gewinnbringend ist dies nicht. So hofft der Rezensent, daß der Verlag Unrecht hat, wenn er Peres' Buch als Gedanken ankündigt, "in denen die ganze Lebenserfahrung und Klugheit des Autors zum Ausdruck kommen".