/ 21.06.2013
Jens Kastner / Tom Waibel (Hrsg.)
...mit Hilfe der Zeichen | por medio de signos... Transnationalismus, soziale Bewegungen und kulturelle Praktiken in Lateinamerika
Wien/Berlin: Lit 2009 (¡Atención! 13); 281 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-643-50050-2Das Jahrbuch des Österreichischen Lateinamerika Instituts (LAI) versammelt Beiträge aus einer Ringvorlesung, in denen nach der „Rolle von Kultur in der komplexen Konstruktion und Instituierung gesellschaftlicher Macht“ gefragt wird. Die Herausgeber vertreten die These, dass „Alltagspraktiken und/oder soziale Bewegungen“ nicht reinweg ökonomisch determiniert sind, sondern „zunehmend kulturelle Verteilungskämpfe führen“ (7). Der Band knüpft an Framing-Analysen der Bewegungsforschung und Untersuchungen kultureller Praktiken der Cultural Studies an. Das Spektrum der Beiträge ist breit gefächert, es findet sich eine Vielzahl an Beispielen, wie „mikropolitische Auseinandersetzungen um Bedeutungsmacht“ (7) in Lateinamerika in verschiedenen Medien und transnationalen Räumen aussehen können. Im ersten Kapitel zu kulturellen Praktiken geht es um die Aneignung und Durchdringung des öffentlichen Raumes durch Kino und künstlerische Ausdrucksformen. Es folgen Beiträge zu Telenovelas und Karneval als Bestandteile der Populärkultur. Um Geschlechterverhältnisse dreht sich das dritte Kapitel. Der umfangreichste Themenblock zum Verhältnis von sozialen Bewegungen, kultureller Hegemonie und politischen Kämpfen schließt den Band mit eher makrotheoretischen Erörterungen ab. Es stellt eine Herausforderung an den Leser dar, die bis in die 50er-Jahre zurückreichenden Praxen der Infragestellung symbolischer Ordnungen durch politische und kulturelle Bewegungen zu einem Gesamten zusammenzufügen. Die Lektüre des Bandes ist insgesamt lohnenswert, aber nicht voraussetzungslos: Zum einen ist ein Drittel der Beiträge in Spanisch verfasst, was zwar für die Lateinamerikaforschung selbstverständlich ist, aber den Leserkreis in den Sozial- und Kulturwissenschaften deutlich einengt. Zum anderen sollte man den historischen Kontext soziokultureller und politischer Deutungskämpfe kennen.
Andreas Hetzer (AHE)
Diplom-Medienwirt, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Fach Politikwissenschaft, Universität Siegen.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 | 2.23 | 2.27
Empfohlene Zitierweise: Andreas Hetzer, Rezension zu: Jens Kastner / Tom Waibel (Hrsg.): ...mit Hilfe der Zeichen | por medio de signos... Wien/Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31801-mit-hilfe-der-zeichen--por-medio-de-signos_37905, veröffentlicht am 24.08.2010.
Buch-Nr.: 37905
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Diplom-Medienwirt, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Fach Politikwissenschaft, Universität Siegen.
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