Der Sammelband soll zusammenfassen, was im letzten Jahrzehnt an neuen Quellen bezüglich der längerfristigen Entwicklungen in den einzelnen Besatzungszonen erschlossen worden ist. Er ist das Ergebnis eines gleichnamigen Symposiums, das von der "Arbeitsgemeinschaft Vergleichende Geschichte der österreichischen Bundesländer" der Österreichischen Forschungsgesellschaft im Oktober 1994 in Graz veranstaltet und maßgeblich vom Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz organisiert wurde. Es wird die Bedeutung des Besatzungsjahrzehnts für die österreichische Geschichte in den Blick genommen, die Situation in den vier Besatzungszonen vergleichend analysiert - dabei sowohl die internationale wie die innerösterreichische Dimension beleuchtet - und auch die Abhängigkeit der österreichischen Frage von der Entwicklung in Deutschland dargestellt. Der Forschungsschwerpunkt liegt in der britisch besetzten Steiermark. Die Aufsätze der Historiker aus Österreich, Großbritannien und den USA, von denen zwei in englischer Sprache verfaßt sind, bewegen sich alle auf hohem wissenschaftlichem Niveau und zeichnen sich durch sprachliche und sachliche Präzision aus. Zwei der Beiträge besitzen einen autobiographischen Schwerpunkt. Inhalt: A. Österreich und seine Besatzungsmächte: Manfried Rauchensteiner: Das Jahrzehnt der Besatzung als Epoche in der österreichischen Geschichte (15-39); Siegfried Beer: Die Besatzungsmacht Großbritannien in Österreich 1945-1949 (41-70); Alfred Ableitinger: Großbritannien und das Zweite Kontrollabkommen. Genese und Gehalt des britischen Regierungsentwurfes vom 4. Februar 1946 (71-109); Günter Bischof: Der Nationale Sicherheitsrat und die amerikanische Österreichpolitik im frühen Kalten Krieg (111-135); Oliver Rathkolb: Historische Fragmente und die "unendliche Geschichte" von den sowjetischen Absichten in Österreich 1945 (137-158); Thomas Angerer: Der 'bevormundete Vormund': Die französische Besatzungsmacht in Österreich (159-204); Michael Gehler: "Kein Anschluß, aber auch keine chinesische Mauer." Österreichs außenpolitische Emanzipation und die deutsche Frage 1945-1955 (205-268); Donald Cameron Watt: Austria as a Special Case in Cold War Europe. A Personal Note (269-297). B. Die Besatzungserfahrung in den Zonen: Kurt Tweraser: Von der Militärdiktatur 1945 zur milden Bevormundung des "Bargaining-Systems" der fünfziger Jahre. Verhaltensmuster und Interaktionen von Amerikanern und Österreichern auf der Military-Government-Ebene (301-348); Ralph W. Brown III: A Cold War of Occupation? The Role of USFA in Quadripartite Occupied Vienna. 1945-1948 (349-360); Klaus-Dieter Mulley: Befreiung und Besatzung. Aspekte sowjetischer Besatzung in Niederösterreich 1945-1948 (361-400); Stefan Karner: Zur Politik der sowjetischen Besatzungs- und Gewahrsamsmacht. Das Fallbeispiel Margarethe Ottillinger (401-430); Klaus Eisterer: Der "goldene Westen". Zum Außenhandel der französischen Zone 1945-1947 (431-463); Felix Schneider: "Military Security" und "Public Safety". Zur Arbeit des Kontroll- und Sicherheitsapparates der britischen Besatzungsmacht in der Steiermark 1945-1948 (465-493); Johannes Feichtinger: Zur Kulturpolitik der Besatzungsmacht Großbritannien in Österreich (495-529); Robert Knight: Schule zwischen Zwang und Verantwortung. Britische Besatzung, Kärntner Politik und die slowenische Minderheit 1945-1959 (531-558); Blake Baker: Erinnerungen eines Feldwebels der britischen Feldsicherheit (FSS) an Österreich (559-577).