Die Autoren analysieren die Beziehungen zwischen der Sowjetunion, ihren osteuropäischen Satellitenstaaten und dem neutralen Österreich. Dies geschieht auf der Grundlage erst kürzlich freigegebener Quellen aus osteuropäischen Archiven. Zunächst wird das politische System Österreichs im Hinblick auf die Außenpolitik des Landes sowie seine kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten analysiert. Der Untersuchungszeitraum reicht hier von der Deklaration der Unabhängigkeit Österreichs im Jahr 1955 bis zum Zusammenbruch der osteuropäischen Regimes mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Der Schwerpunkt der Beiträge liegt auf Chrustschows Politik der friedlichen Koexistenz, der deutschen und französischen Ostpolitik sowie dem finalen Höhepunkt des Kalten Krieges. Der sogenannte Eiserne Vorhang verlief direkt an der österreichischen Grenze und das kapitalistische Land wurde von seinen kommunistischen Nachbarn, die gemäß ihrer eigenen Doktrin den kapitalistischen Untergang erwarteten, argwöhnisch beäugt. Dennoch konnte Österreich in seiner Nachbarschaftspolitik freiheitlicher agieren als Deutschland, da der Kreml es aufgrund seiner Neutralität und seiner vergleichsweise geringeren Größe nicht als bedrohlich empfand. Auch war Österreich nicht wie dieses zweigeteilt und es gab keine offenen Fragen in Bezug auf ehemalige Ostgebiete. In der österreichischen Ostpolitik erkennen die Autoren entscheidende Parallelen zur deutschen Ostpolitik. Sie schreiben Österreich deshalb die Funktion eines Scouts in Bezug auf die wirtschaftliche und politische Determinierung der späteren Ostpolitik unter Willy Brandt sowie die Perestroika zu.